Die norwegische Pro-Atomkraft-Lobby gewinnt Interesse

Norwegen. Braucht Norwegen Atomkraft? Aktuell deckt Norwegen seinen Strombedarf praktisch komplett regenerativ durch Wasserkraft und Wind und kann sogar noch exportieren. Atomkraft steht nicht auf der politischen Agenda. Doch es gibt eine Organisation, die das ändern möchte, Kommunen, die ihr Interesse bekunden und zwei davon wollen schon ein Grundstück bereitstellen. Darüber berichtete NRK.

Halden Reaktor

So sah es im Forschungsreaktor Halden aus. Foto IFE/CC BY-SA 3.0

Norwegen hatte nie kommerzielle Atomkraft, aber vier Forschungsreaktoren. Die letzten beiden wurden erst vor wenigen Jahre abgeschaltet: Halden 2018 und Jeep II in Kjeller 2019. Der Rückbau dauert noch an. „Sie ist teuer, hat große Probleme durch den radioaktiven Abfall und wir haben nicht die Kompetenz, in Norwegen Atomkraft zu betreiben“ – das sagt die Staatssekretärin im Energieministerium, Elisabeth Sæther, zu NRK über die Chancen von Atomkraft in Norwegen. Die Strom-Frage stellte sich auch lange nicht in Norwegen, denn die umfangreich ausgebaute Wasserkraft bot bisher genügend davon. So viel, dass Stromleitungen nach Deutschland, die Niederlande und Großbritannien Großbritannien gebaut wurden. Manchmal fließt billiger Windstrom darin zurück. Norwegen verfügt auch selbst über Windkraft und hat vor kurzem den ersten Offshore-Windpark eröffnet.

Norsk Kjernekraft will Atomkraft in Norwegen etablieren

Die Organisation Norsk Kjernekraft AS wurde im Juli 2022 gegründet mit dem Ziel, Atomkraft in Norwegen zu etablieren – in Form kleiner modulärer Reaktoren (SMR). Begründet wird dies damit, dass Norwegen aus Öl und Gas aussteigen wolle und die weitere Elektrifizierung mehr Strom brauche. Dahinter stehen die Millionäre Trond Mohn und Lars Moldestad, die auch gemeinsam die norwegische Öl-und Gasfirma M-Vest besitzen. Gesicht der Organisation nach außen ist allerdings Kommunikationschefin Sunniva Rose. Die SMR sollen von der Firma Rolls Royce kommen, eine entsprechende Absichtserklärung wurde bereits unterzeichnet.

Aure und Heim wollen Grundstück bereithalten

Rund 40 Kommunen haben bisher daran Interesse gezeigt – darunter auch Narvik und Vardø. Vertreter von Norsk Kjernekraft brachten die Energieform auch als Lösung für die Versorgung von Longyearbyen ins Gespräch. Beworben wird sie stets als „sicher, zuverlässig und billig“. Vardø, Narvik, Heim, Aure, Porsgrunn und Halden haben gestern ein Abkommen mit Norsk Kjernekraft unterzeichnet. Die Nachbarkommunen Aure und Heim in Mittelnorwegen wollen sogar gemeinsam ein Grundstück  für ein mögliches Kraftwerk bereithalten. Und in Kristianssand gibt es ein Nickelwerk, das schon eine Absichtserklärung unterzeichnet hat, viel Strom zu kaufen.

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Eine Antwort zu Die norwegische Pro-Atomkraft-Lobby gewinnt Interesse

  1. uli sagt:

    Unfassbar. Wie kommt man in der heutigen Zeit noch darauf, den einen Dreck durch den anderen zu ersetzen? Dass Kernkraftwerke „sicher, zuverlässig und billig“ sei, haben die Leute in den 50er Jahren geglaubt. Sicher ist, dass ab und zu ein Reaktor in die Luft fliegt. Die Zuverlässigkeit sieht man derzeit jeden Sommer in Frankreich, wo Reaktoren abgeschaltet werden müssen, weil kein Kühlwasser mehr da ist. Und billig war Atomstrom immer nur dank massiver staatlicher Unterstützung. Für den noch Jahrtausende strahlenden Atommüll gibt es bis heute keinen Ort auf der Erde, der sicher ist. Der günstigste Strom kommt von Sonne und Wind. Warum stecken die ihre Millionen nicht in Stromspeicher? Ich verstehe es nicht.

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