Der Norden und die Strom-Frage

Finnland/Norwegen/Schweden. Woher soll der Strom künftig kommen? Über diese Frage wurde in den nordischen Ländern in den vergangenen Monaten heiß diskutiert, weil die Strompreise höher waren als üblich. Dabei geht es nicht nur um Atomkraft oder nicht, sondern auch um den weiteren Ausbau von Wasserkraft und die Frage, wie hilfreich eigentlich die dicken Leitungen nach Mitteleuropa sind.

Isohaara

Wasserkraftwerk Isohaara, Kemijoki, Finnland

Für Finnland gehört die Atomkraft bekanntlich zur Zukunft. Finnland betreibt dafür auch Lobbyarbeit in der EU an der Seite Frankreichs. Mit Olkiluoto 3 ist nun das Werk ans Netz gegangen, das bisher als Negativbeispiel gilt: Es hat 12 Jahre Verspätung und wurde mehr als drei Mal so teuer wie ursprünglich vorgesehen. Ein weiteres Werk ist in Pyhäjoki auf der Halbinsel Hanhikivi in Planung, geht aber ebenfalls langsam. Daneben will man die erneuerbaren Energien ausbauen.

Storglomvatnet

Stausee Storglomvatnet am Svartisen, Norwegen

In Norwegen ist Atomkraft kein echtes Thema, auch wenn NRK jüngst die Idee von Atomkraftwerken auf ausgedienten Ölplattformen vorstellte. Wasserkraft deckt den größten Teil des Bedarfs. An windreichen Orten gibt es auch keinen Mangel, doch Windkraftwerke sind zunehmend umstritten. Das gilt allerdings auch für den Vorschlag, für den es laut NRK inzwischen eine politische Mehrheit geben soll: Von den 389 geschützten Flusssystemen Norwegens doch noch welche ausbauen. Umweltverbände laufen bereits Sturm gegen diese Idee.

Suorvadamm

Suorvadamm, Luleälven, Schweden

In Schweden wird im September gewählt und die Energiefrage könnte dabei zum Wahlkampfthema werden. Die Konservativen und rechten Parteien fordern eine Zukunft für Atomkraft, der Rest ist ablehnend bis unentschieden – schließlich liefern die alten Werke immer noch etwa 30 Prozent des Strombedarfs. Wasserkraft ist stark, Windkraft wird ausgebaut, stößt aber ebenfalls lokal auf Widerstände. Der Think Tank Timbro veröffentlichte neulich Ideen zur Steigerung der Stromproduktion, darunter auch Wasserkraft-Ausbaus in den zurzeit geschützten Nationalflüsse Vindelälven, Piteälven, Kalixälven und Torneälven. Dafür dürfte es aktuell aber keine politische Mehrheit geben, und die Idee fand auch kein breites Echo. Mit der Umstellung auf fossilfreie Stahlproduktion und der Batterieproduktion von Northvolt stehen aber zwei sehr große Verbraucher in den Startlöchern – von der nordschwedischen Produktion bleibt dann nicht mehr viel übrig für den Süden des Landes.

Wie hilfreich sind die Kabel nach Europa?

Die nordischen Länder inklusive Dänemark, Estland, Litauen und Lettland haben einen gemeinsamen Strommarkt, in dem Norwegen und Schweden im Durchschnitt die größten Nettoexporteure sind (siehe auch hier). Mit den Kabeln ins übrige Europa sollte das Stromnetz noch stabiler werden. 2021 wurden zwei weitere eröffnet: NordLink zwischen Norwegen und Deutschland, North Sea Link zwischen Norwegen und Großbritannien.

Mit der jüngsten Erhöhung der Strompreise waren aber nicht zuletzt diese Kabel in der Diskussion. Denn damit kann teuer ins Ausland verkauft werden, was für die Bürger im eigenen Land bisher vergleichsweise günstig war. „Der Markt“ hat sich in den letzten Monaten bei den Verbrauchern mit flexiblen Verträgen nicht beliebt gemacht. Über die Ursachen der gestiegenen Strompreise wird kontrovers diskutiert. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass die Leitungen nach Europa wieder gekappt werden.

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