Barentssee: Neuer Ölfund nahe Johan-Castberg-Feld

Norwegen. Für das staatliche norwegische Ölunternehmen Equinor ist es eine gute Nachricht: Bei den jüngsten Probebohrungen in der Barentssee wurde Öl gefunden – in der Nähe des Johan-Castberg-Feldes, das ab 2023 ausgebeutet werden soll. Damit könnte sich die Wirtschaftlichkeit dieses Projektes verbessern. Die Ölförderung in der Barentssee ist stark umstritten.

Transocean Enabler

Bohrrigg Transocean Enabler. Foto: Jan Arne Wold / Woldcam – Equinor ASA

Das Johan-Castberg-Feld liegt etwa 240 Kilometer nordwestlich von Hammerfest. Zwischen 2011 und 2014 wurden dort drei Funde gemacht. Nach bisherigen Berechnungen bietet das Vorkommen insgesamt zwischen 400 und 650 Millionen Fass Öl. Mit dem neuen Fund kämen noch 31 bis 50 Millionen Fass Öl dazu. Die Probebohrung wurde vom Bohrrigg Transocean Enabler aus durchgeführt.

Das Öl aus dem Feld weit jenseits aller Infrastruktur soll von einem vor Ort verankerten Produktionsschiff ausgebeutet und per Tanker-Shuttle abtransportiert werden. Das Meer ist dort 360 bis 390 Meter tief. Pipelines zum Land erwiesen sich als zu teuer. Das Produktionsschiff wird auf einer Werft in Singapur gebaut. Es sollte eigentlich jetzt seine Reise nach Norwegen antreten, um bei Kværner fertig ausgebaut zu werden. Doch die Fertigstellung verspätet sich. Zuerst aus technischen Gründen, dann aufgrund von Corona. Nach letztem Stand wird die Einrichtung des Feldes umgerechnet rund 5,3 Milliarden Euro kosten. Der Produktionsstart wird nun für 2023 angegeben. Neben Equinor (50 %) sind Vår Energi (30%) und Petoro (20%) Partner dieses Projektes.

Umstrittene Ölförderung in der Barentssee

Barentssee

Projekte in der Barentssee.

Die Ölförderung in der Barentssee war in den letzten Jahren heftig umstritten. So hatte die Regierung zwar immer wieder Suchlizenzen dafür vergeben, auch für Gebiete, die noch weiter abseits und weiter nördlich liegen als Johan Castberg. Selbst wenn dort Öl gefunden würde, so wären die Projekte aufwendig und würden erst zu einer Zeit in die Produktion gehen, wo die Welt sich eigentlich vom Öl abkehren wollte, nach den Zielen von Paris. Ein Teil der Barentssee vereist außerdem im Winter. Ein Ölunfall hätte dort besonders üble Folgen für die Natur, die an der Eiskante sehr aktiv ist. Vier norwegische Umweltverbände haben dagegen geklagt und gingen bis zum Obersten Gericht. Ihre Klage wurde jedoch letztlich abgewiesen.

In der Barentssee werden zwar große Verkommen vermutet, doch die Probebohrungen verliefen bisher zu einem großen Teil enttäuschend. Das zeigt sich nun auch im Interesse der Unternehmen: Bei der jüngsten Ausschreibungsrunde für Lizenzen in den noch wenig erforschten Gebieten, hauptsächlich in der Barentssee, bewarben sich nur sieben Firmen. Früher waren es laut Barents Observer deutlich mehr. Equinors jüngster Fund könnte das Interesse wieder steigen lassen.

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