Ölsuche in der Barentssee für Akteure bisher enttäuschend

Norwegen. Nach den Modellen der norwegischen Ölbehörde sollen 52 Prozent des norwegischen Öls noch im Boden sein. Die größten Vorräte werden in der Barentssee vermutet. Umweltschützer und Klimaaktivisten kämpfen gegen die Ausbeutung dieser Reserven. Neuere Entwicklungen stellen auch in Frage, ob dies überhaupt wirtschaftlich wäre.

Bohrinsel Goliat

Bohrinsel Goliat in der Barentssee. Foto ENI Norge

„Enttäuscht über die Ölausbeute in der Barentsee“ titelte jüngst NRK. Der Hintergrund: Während in der Nordsee 23 Prozent der Suchlizenzen zu Funden führen, bei denen sich eine Produktion lohnt, sind es in der Barentssee nur halb so viele. Das hat mehrere Gründe. Zum einen sind die Vorkommen in der Nordsee besser erforscht. Im Verhältnis dazu gab es bisher in der Barentssee viel weniger Probebohrungen. Zum anderen ist ein Vorkommen einfacher und wirtschaftlicher auszubeuten, wenn es schon eine gewisse Infrastruktur gibt – so wie in der Nordsee, wo die neue Anlage für das Vorkommen  Johan Sverdrup günstig betrieben werden kann. In der Barentssee gibt es bisher erst zwei Projekte: Die Ölbohrinsel Goliat und das Gasfeld Snøhvit. Zuletzt wurde bei Probebohrungen nur selten etwas gefunden.  Und das schwedische Ölunternehmen Lundin hat seine Ausbaupläne für das Alta/Gohta-Feld im Januar auf Eis gelegt, weil es sich aktuell nicht lohnt – dafür seien die Vorkommen zu klein. 

Johan Castberg verspätet

Barentssee

Zu Goliat (Öl) und Snøhvit (Gas) soll nun auch Johan Castberg kommen: Förderaktivitäten in der Barentssee. Karte sel mit stepmap.

Bereits in Vorbereitung ist das Projekt Johan Castberg des norwegischen Staatskonzerns Equinor, doch es zeigt auch, welchen Aufwand man treiben muss, um in der Barentssee an Öl zu kommen. Die Ölvorkommen liegen sehr weit draußen, es sind eigentlich drei verschiedene Quellen. Eine feste Verbindung zum Land wäre zu teuer gewesen. Stattdessen setzt man auf ein 295 Meter langes Produktionsschiff, das vor Ort über einer Struktur im Meeresboden verankert wird. Die Barentssee ist dort 360 bis 390 Meter tief. Der Rumpf wird in Singapur gebaut und war schon vor der Coronakrise verspätet, wie E24 meldete. Die Coronakrise verschärfte das Problem noch. Inzwischen gibt es außerdem Gerüchte darüber, dass eine fehlerhafte Software zu einer Unterdimensionierung des Materials geführt haben könnte. Darauf machte die Umweltorganisation Bellona aufmerksam, die entsprechende Informationen erhalten hatte. Das könnte in dem sensiblen Gebiet fatale Folgen haben. Auf dem Produktionsschiff sollen bis zu 1,1 Millionen Fass Öl lagern können. Die Kosten für das Projekt betragen umgerechnet rund 5 Milliarden Euro. Auch bei einem Ölpreis von weniger als 35 US-Dollar pro Fass soll die Produktion noch wirtschaftlich sein. Aktuell liegt er um die 40 Dollar, war aber zeitweise auch schon tiefer. Equinor will 2023 mit der Produktion starten. Gerechnet wird mit 400 bis 650 Millionen Fass, die in 30 Jahren heraufgeholt werden können. Bis etwa 2050 also. Da wollen die meisten europäischen Staaten bereits klimaneutral sein.

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