Arktis. Kaltes Wasser kann mehr CO2 aufnehmen als warmes. Das kennt jeder, der selbst sein Trinkwasser sprudelt. Der arktische Ozean nimmt deshalb auch immer mehr CO2 auf und wird saurer, seit die Eisdecke über ihm schrumpft – drei bis vier Mal so viel wie andere Meere. Das zeigt eine neue internationale Studie mit Messdaten aus 25 Jahren, die jetzt in Science erschienen ist. Darüber schrieb unter anderem der New Scientist.
Die Crew der Kronprins Haakon berichtete es in diesem Jahr, die Crew der Polarstern 2020, und die Crew der Eisbrechers Oden sah bereits 2014 viel offenes Wasser auf dem Weg zum Nordpol. Wo der „Eisdeckel“ fehlt, sind chemische Austauschprozesse zwischen zwischen Luft und Meer möglich. Das multinationale Team um Hauptautor Di Qi von der Universität Jimei in Xiamen, China, wertete Daten von 47 Arktis-Expeditionen zwischen 1994 und 2020 aus. Dabei stellten sie fest, dass der pH-Wert vier Mal so schnell sank wie in anderen Meeren. Die Sättigung mit dem Mineral Aragonit ( ein Kalziumcarbonat), notwendig beispielsweise für die Entwicklung von Schneckengehäusen, sank drei Mal so schnell. Andere Meere haben bekanntlich auch CO2 aufgenommen. Doch die Zunahme im Arktischen Ozean ist extrem. Kaltes Wasser nimmt CO2 besser auf als warmes, Süßwasser besser als Salzwasser. Meereis enthält weniger Salz als Meerwasser. Wo das Eis gerade erst weggeschmolzen ist und das Oberflächenwasser wenig Salz enhält, ist das Wasser deshalb besonders aufnahmefähig.
Gut für Plankton, schlecht für Flügelschnecke
Die veränderte Chemie wird auch Folgen für Flora und Fauna der Arktis haben – je nach Art unterschiedlich. So werde Plankton, das Kohlendioxid aufnimmt, davon profitieren, meint der schwedische Forscher Leif Anderson von der Universität Göteborg, einer der Co-Autoren. Schlechter sei es jedoch für die Flügelschnecken (Thecosomata), eine arktische Schlüsselart, die für ihr Gehäuse auf Aragonit im Wasser angewiesen seien. Doch dessen Gehalt falle immer stärker.
Aktuelle Messungen von Bord der Kronprins Haakon, über die NRK berichtet, bestätigen den Trend – auch tiefer im Wasser.
Je mehr offenes Wasser, desto schneller kann es erwärmen und weiteres Eis schmelzen. Dazu kommen die großen sibirischen Flüsse, über die CO2 aus den tauenden Permafrostgebieten transportiert werden kann.
Neueste Berichte von UN-Organisationen sehen das 1,5-Grad-Ziel von Paris in weiter Ferne, mit heutigen Maßnahmen gehe es in Richtung 2,5-2,8 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts.
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