Arktis. Mit der Herbst-Tag-und-Nachtgleiche geht am Nordpol die Sonne unter, es wird kälter. Das arktische Meereis hat nach den Satellitenmessungen auch voraussichtlich sein Minimum zum Ende der Schmelzsaison erreicht. Mit 4,67 Millionen Quadratkilometern entsprach die verbliebene Eisfläche am 18. September Platz 10 seit Beginn der Messungen 1979, auf demselben Niveau wie 2017 und 2018 . Das meldet das National Snow and Ice Data Center (NSIDC). Das deutsche Meereisportal berechnet die Ausdehnung etwas anders, zeigt aber ebenfalls stagnierende Messungen in den vergangenen Tagen (aktualisiert 20.45 Uhr).
In den ersten Septemberwochen hatte das arktische Meereis noch einmal kräftig verloren, mit einer Geschwindigkeit, die laut NSIDC sogar über dem tägliche Durchschnitt der Saison lag. Die Wettersysteme verschafften dem arktischen Ozean auf der amerikanischen Seite 1-4 Grad über dem Referenzwert aus der Zeit 1991-2020, über Grönland bis zu 7 Grad. Grönland hatte zwar einen vergleichsweise kühlen Sommer, aber einen rekordwarmen September.
Das voraussichtliche Meereis-Minimum ist in Bezug auf die Ausdehnung kein neuer Rekord, aber deutlich unter den Durchschnittswerten früherer Jahrzehnte. Zur Ausdehnung zählen alle Flächen mit, die mindestens zu 15 Prozent von Eis bedeckt sind. Unterdurchschnittlich ist auch das Volumen, das beispielsweise das dänische Polarportal verzeichnet. Messungen und Augenzeugen berichten immer wieder vom vergleichsweise dünnen Meereis und offenen Wasserflächen in der Arktis im Sommer, zuletzt die Expedition auf dem norwegische Forschungsschiff Kronprins Haakon und 2020 die auf dem deutschen Forschungsschiff Polarstern.
Auffällig ist das fehlende Eis in der Tschuktschensee. Sowohl die Nordostpassage (Northern Sea Route) als auch die südliche Nordwestpassage sind aktuell eisfrei und werden es nach Einschätzung des NSIDC auch noch einige Wochen bleiben.
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