Was denken Grönländer über den Klimawandel?

Grönland. Die Entwicklung in Grönland ist zentral für die Auswirkungen des Klimawandels weltweit. Aber was denken Grönländer selbst zum Thema Klimawandel? Eine neue internationale Studie unter Beteiligung der grönländischen Universität zeigt und vergleicht: Grönländer beobachten und erleben den Klimawandel selbst in höherem Maß als Einwohner anderer arktisnaher Staaten – vor allem die älteren, die in kleinen Orten leben. Die Untersuchung wurde in Nature Climate Change veröffentlicht.

Ilulissat Eisfjord

Am Ilulissat Eisfjord. Foto Thomas Christiansen

Die Information zur Erfahrung der Grönländer zum Klimawandel und ihrer Haltung dazu stammt aus zwei Umfragen: Eine Telefonumfrage unter Berücksichtigung aller Kommunen mit 939 Personen im Dezember 2020 und Januar 2021 sowie eine persönliche Befragung von 646 Personen in ganz Grönland im Zeitraum von Juli 2018 bis  Januar 2019. Die Daten aus den anderen Staaten, alle Mitglieder des Arktischen Rates, stammen aus bereits vorliegenden Umfragen dort. Es geht um drei Fragenkomplexe: Geht man davon aus, dass ein Klimawandel stattfindet? Hat man diesen Klimawandel persönlich erfahren? Geht man davon aus, dass dieser Klimawandel durch menschliche Aktivitäten verursacht wurde?

  • Nach den Umfragen gehen 89 Prozent der Grönländer davon aus, dass ein Klimawandel stattfindet. Das ist mehr als in den USA (68 Prozent), Russland (84 Prozent) oder Kanada (85 Prozent), aber nicht ungewöhnlich im Vergleich zu den anderen nordischen Staaten, wo Island mit 98 Prozent die Spitze hält.
  • 78 Prozent der Grönländer sagen außerdem, dass sie diesen Klimawandel selbst erfahren haben – das ist ungefähr doppelt so viel wie in den USA (41 Prozent), Norwegen (unter 35 Prozent) oder Dänemark (30 Prozent), wobei hier nicht für alle Länder Daten vorlagen.
  • 52 Prozent der befragten Grönländer führen den Klimawandel auf menschliche Aktivitäten zurück. Die Studienautoren verweisen hier zum Vergleich auf den wissenschaftlichen Konsens von 99 Prozent. Andere arktische Länder liegen aber noch deutlich niedriger: Norwegen (37 Prozent), Russland (38 Prozent), Dänemark und USA (44 Prozent). Die übrigen arktischen Länder liegen zwischen 49 Prozent (Schweden) und 56 Prozent (Island).

Großer Unterschied zwischen Stadt und Dörfern

Die Aufschlüsselung der grönländischen Antworten nach Lebenssituation und Bildungsstand ergab, dass vor allem die älteren Grönländer über 50 in den kleinen Orten, den Klimawandel konkret erfahren haben (Alter 85 Prozent, Ort 83 Prozent). Es sind jedoch eher die  Stadtbewohner mit höherer Bildung, die diese Veränderung auf menschliche Aktivitäten zurückführen. Die Autoren ziehen daraus das Fazit, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse in Grönland nur mangelhaft kommuniziert werden, obwohl so viel internationale Forschung in Grönland stattfindet. Junge Grönländer zwischen 18 und 29 halten nur zu 43 Prozent menschliche Aktivitäten für die Ursache des Klimawandels und haben auch die geringste Erfahrung damit (67 Prozent).

Beispiele zu Klimaforschung in Grönland:

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