Das Zombie-Eis von heute, das morgen Probleme schaffen wird

Grönland. Gletscherzungen, die in absehbarer Zeit keine mehr sein werden. Weil sie sich in einem Milieu befinden, wo es eigentlich zu warm ist für Eis – und weil auch kein Nachschub mehr vom Gletscher kommt. Eine neue Studie beziffert, wie viel es davon heute schon in Grönland gibt: Mindestens 110 Billionen Tonnen, 27 Zentimeter Meeresspiegelerhöhung. Jemand prägte dafür den Begriff „Zombie-Eis“. Das erhöht immerhin die Aufmerksamkeit für die Botschaft.

Messungen Gletscher

Messungen auf dem Gletscher. Foto GEUS

Die Warnung, dass es für einen Teil des Grönlandeises schon jetzt zu spät ist, hat es schon früher gegeben, zum Beispiel die Studie von Michalea King und ihrem Team 2020. Jason Box vom dänischen Geologie-Institut GEUS und seine Mitautoren legen nun eine konkrete Zahl fest, die ein Minimum darstellt. Die 110 Billionen Tonnen entsprechen 3,3 Prozent der aktuellen Gesamtmasse. Die Autoren waren nicht zufrieden mit den Ergebnissen bisheriger Simulationen. Für genauere Aussagen haben sie sich auf die Massebilanz und die Schneegrenze der Gletscher konzentriert.

Die wichtige Schneegrenze

Schneegrenze

Wie das Eis an der Spitze „verhungert“ und die Schneegrenze immer höher liegt. Grafik GEUS

Die Schneegrenze teilt den Gletscher: Oberhalb bleibt auch im Sommer noch eine Schicht Schnee liegen, isoliert den Gletscher und wird vielleicht über die Jahre zu Eis. Unterhalb schmilzt sie im Sommer weg und der Gletscher ist der Sonne preisgegeben. Die Schneegrenze verschiebt sich jedes Jahr etwas, je nach Witterung und Schneemenge. Dass das untere Ende einer Gletscherzunge im Sommer schmilzt, gehört zum Kreislauf dazu und wäre auch nicht schlimm, wenn regelmäßig neue Gletschermasse nachrücken würde. Doch genau das ist bei 3,3 Prozent des Inlandeises nicht mehr der Fall. Damit sei das Eis „mit einem Fuß im Grab“, so Jason Box zu AP. Co-Autor und GEUS-Kollege William Colgan beschreibt es als „Verhungern“ des Eises. Übrig bleiben also die Ränder und Fronten von Gletschern, die dann jeden Sommer ein Stück wegschmelzen, und nichts kommt nach. Zombie-Eis eben.

Der Nachteil dieser Methode liegt darin, dass zwar die Eismasse, aber nicht die Zeitschiene genau zu ermitteln ist. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass das heutige „Zombie-Eis“ bis Ende des Jahrhundert abgeschmolzen sein wird.  Die  genannten Mengen und die 27 Zentimeter Meeresspiegelerhöhung allein daraus sind laut Box in der GEUS-Pressemitteilung konservativ eingeschätzt. Bei weiterer Erwärmung des Klimas seien auch 78 Zentimeter Érhöhung möglich.

Frühere Artikel zum Thema:

Dieser Beitrag wurde unter Grönland, Klima veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert