Spitzbergen. Reisender, kommst du nach Spitzbergen, dann hast du hoffentlich saubere Stiefel. Und auch deine Ausrüstung ist blitzblank. Denn in dem wärmer werdenden Klima überleben dort möglicherweise auch fremde Arten, die es früher nicht geschafft hätten – und bedrohen die lokale Flora und Fauna. Darauf macht nun das Büro des Sysselmannen mit einem Animationsfilm aufmerksam.
Insekten im Zelt, Samen im Schuhprofil, Parasiten an der Angelausrüstung – neue Arten reisen meist als blinde Passagiere in so abgelegene Gebiete wie Spitzbergen. „Reist du allein?“ fragt der Eisbär in dem Video streng die Ankommenden. „Fremde Arten können eine große Bedrohung für die arktische Pflanzen- und Tierwelt darstellen, und wir müssen versuchen zu vermeiden, dass sie sich verbreiten und auf Spitzbergen etablieren“, so Spitzbergens Umweltschutzchef Morten Wedege in der Mitteilung des Sysselmannen-Büros. Und Inga E. Bruteig, Forschungsdirektorin des Norwegischen Institutes für Naturforschung (NINA) erklärt, in der Arktis seien fremde Arten bisher noch nicht so ein großes Problem wie in wärmeren Gegenden. Doch sie könnten es werden – besondes deshalb, weil das Klima sich ändere.
Wiesenkerbel und Feldmaus
Ein Beispiel für eingeschleppte Art war vor einigen Jahren der Wiesenkerbel, der begann, sich in Barentsburg auszubreiten. Die Pflanzen wurden entfernt, in den Nachfolgejahren wurden es immer weniger. Es wurde befürchtet, dass der Wiesenkerbel die einheimische Vegetation verdrängen könnte. Als unschädlich, weil nur wenig verbreitet, galt bisher die osteuropäische Feldmaus in Grumant, die vermutlich von einem Schiff stammte. Vergangenen Herbst wurde die Bevölkerung aber zur Mäusejagd aufgefordert, weil sie sich vermehrt hatten und außerdem Exemplare mit Fuchsbandwurm gefunden wurden.
An dem Film waren Wissenschaftler aus Norwegen, Schweden und Finnland beteiligt, finanziert wurde er vom Nordischen Ministerrat und dem Sysselmannen von Spitzbergen. Er ist Teil eines Gesamtkonzeptes, das die Ausbreitung fremder Arten in der Arktis verhindern soll, und richtet sich an Touristen ebenso wie an die Bewohner der Insel. Sie sollen für das Problem sensibilisiert werden und können selbst mit einfachen Mitteln wie das Reinigen des Zeltes oder der Desinfektion von Angelausrüstung dazu beitragen. Auch Reiseveranstalter und deren Dachorganisationen sind in das Konzept eingebunden.
Spezielle Vorschriften auch für Hunde
Abgelegene Inseln waren schon immer besonders empfindlich für vom Menschen per Schiff oder Flugzeug eingeschleppte Arten, besonders aber für eingeschleppte Krankheiten. Wer seinen Hund mit nach Spitzbergen nehmen möchte, muss dies vorher beantragen und spezielle Impfungen und Kontrollen durchführen. Katzen sind nicht erlaubt. Auch die Vorschriften der Färöer und Island sind sehr restriktiv.
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