Steigende Temperaturen auch auf dem grönländischen Eisschild

Grönland. Am 14. August 2021 wurde zum ersten Mal Regen auf Summit Station beobachtet, einer Station hoch auf dem grönländischen Inlandeis. Eine neue Studie in Nature belegt anhand von Eisbohrkernen, was der Regen vermuten ließ: Die Klimaerwärmung hat auch die Höhen des grönländischen Eispanzers erfasst. Es ist dort so warm wie noch nie in den vergangenen 1000 Jahren.

Gletscherschmelze Grönland

Schmelzwasserflüsse in der Ablationszone des grönländischen Inlandeises, Flug von Kangerlussuaq nach Dye 3, Juli 2012. Foto Sepp Kipfstuhl, AWI

Wie kann man mithilfe von Eisbohrkernen mehr als 1000 Jahre Klimadaten rekonstruieren? Die Team des Alfred-Wegener-Instituts (Bremerhaven) mit dänischen Partnern maß dafür stabile Sauerstoffisotope, deren Zusammensetzung sich je nach Temperatur ändert. Um ausreichend aussagekräftige Bohrkerne aus Zentral- und Nordgrönland zu haben, wurde gezielt an verschiedenen Stellen nachgebohrt, denn die Daten der meisten bekannten Bohrkerne aus der Region enden in den 1990er Jahren.  So liegt nun eine Zeitreihe mit Eisdaten vom Jahr 1000 bis 2012 vor, die auf einer einheitlichen Methode beruht. Insgesamt handelt es sich um 21 Eisbohrkerne. „Die Erwärmung in der Phase zwischen 2001 bis 2011 setzt sich eindeutig von natürlichen Schwankungen der letzten 1000 Jahre ab“, so Hauptautorin Maria Hörhold vom AWI.

Grönland-Eisschild mit eigener Dynamik

Eine eher unerwartete Erkenntnis dieser Zeitreihe ergab sich im Vergleich mit einer früheren arktisweiten Temperaturrekonstruktion, genannt Arctic 2k. Dabei zeigte sich, dass der 3000 Meter hohe grönländische Eisschild eine eigene Dynamik hat, die teilweise entkoppelt ist von dem der flacheren arktischen Gebiete. Ein Beispiel dafür ist die Grönland-Blockade, eine Wettersituation mit einem starken Hoch über Grönland, bei der auch viel warme Luft nach Norden kommt. Die Forschenden kommen deshalb zu dem Schluss, dass die beiden Zeitreihen sich gegenseitig ergänzen und gemeinsam zu einem vollständigeren Bild beitragen. Beiden gemeinsam ist allerdings, dass die Kurve inzwischen auffällig ansteigt.

Höhere Temperatur, mehr Schmelzwasser

Neben der Temperatur wurde auch der Abfluss an den Rändern untersucht. Es zeigte sich ein enger Zusammenhang zwischen den Temperaturen in der Mitte des Eispanzers und dem Abfluss des Schmelzwassers am Rand. Zum besseren Verständnis der Schmelzprozesse wurden regionaler Wetterdaten von 1871 bis 2011 sowie Satellitenaufnahmen  von GRACE/GRACE-FO ab 2002 verwendet.

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