Spitzbergen: 100 Monate Temperaturen über „normal“

Spitzbergen. Einen traurigen Rekord verzeichnen die norwegischen Meteorologen für Spitzbergen: Der März 2019 ist der 100. Monat in Folge, in dem die Durchschnittstemperatur über dem früheren Normalwert liegt. Auf Spitzbergen geht die Klimaerwärmung schneller als anderswo.

Temperatur

Temperaturabweichung global, Oslo und Spitzbergen (Svalbard). Quelle: Mai-Linn Finstad Svehagen und Ketil Isaksen., Meteorologisk Institutt Norge

Permafrostboden, der auftaut und Häuser instabil macht. Regen statt Schnee selbst im Winter. Eine erhöhte  Lawinen- und Erdrutschgefahr, so dass manche Häuser aus Sicherheitsgründen immer wieder evakuiert werden müssen oder gar nicht mehr bewohnt werden dürfen. So sieht es aus, wenn sich auf einer arktischen Inselgruppe nahe des 80. Breitengrades das Klima erwärmt. Global sei die Temperatur seit 1961 um 0,9 Grad gestiegen, so die Wissenschaftler des Norwegischen Meteorologischen Instituts. In Oslo seien es dagegen schon zwei Grad – und auf Spitzbergen, gemessen an der Station am Flughafen Longyearbyen, 5,6 Grad.

Wärmere und kältere Phasen gab es auch früher schon. Auf Spitzbergen wurde schon vor 100 Jahren die Temperatur aufgezeichnet. Doch das Spektrum, in dem sich diese Variationen abspielen, hat sich verändert. Was heute vergleichsweise kalt aussieht, war früher normal. Herangezogen werden dazu Vergleichsdaten aus den Jahren 1961 bis 1990.  Von diesen weichen aktuelle Temperaturdaten teilweise sogar zweistellig ab. Ein neuer Klimareport für Spitzbergen prognostiziert bis 2100 bereits eine Temperaturerhöhung von sieben bis zehn Grad, abhängig davon, wie gut oder schlecht die Emissionen in Zukunft reduziert werden.

Kaum Eis an Westküste und Isfjorden

Meereis

Meereis-Maximum, 13. März 2019. Quelle: National Snow and Ice Data Center, Boulder

Eine große Rolle dürfte dabei die veränderte Eissituation spielen. Auch in diesem Jahr blieb der Isfjorden mehr oder weniger eisfrei, wie auch die gesamte Westküste Spitzbergens. Die Polarfront verschiebt sich nach Nordosten, und das gesamte System verändert sich.

Das amerikanische National Snow and Data Center rechnet aktuell damit, dass der 13 März der Tag war, an dem das arktische Meereis seine größte Ausdehnung hatte: 14.78 Million Quadratkilometer. Das ist die größte Ausdehnung seit 2014, in der seit 40 Jahren geführten Statistik der Satellitenmessungen kommt die Saison 2019 „nur“ auf den 7. Platz. Die geringste Fläche hatte es im Frühjahr 2017 mit 14.41 Millionen Quadratkilometern. Das Meereis-Maximum ist allerdings auch von lokalen Wetterbedingungen wie Wind stark beeinflusst, eine Gesamteinschätzung des arktischen Winters steht noch aus.

Auf der Meereis-Karte, die auch die Linie des Eisrand-Medians von 1981 bis 2010 zeigt, sind besonders die Stellen interessant, wo es heute nicht mehr bis zu dieser Markierung reicht. Dazu gehört die Westküste Spitzbergens und die Barentssee südlich von Nowaja Semlja. Die größte Lücke befindet sich allerdings diesmal in der Beringsee, vor allem vor der Küste Alaskas.

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