Spitzbergen: Isfjord bleibt wohl wieder eisfrei

Spitzbergen. Auch in diesem Jahr bleibt der Isfjord auf Spitzbergen wohl eisfrei. Diesen Schluss zogen Forscher der Universität Spitzbergen, die dort regelmäßig die Temperatur messen, jüngst in Svalbardsposten. Das ist nur eins der vielen Zeichen, die zeigen, dass der arktische Teil der Barentssee sich bereits massiv verändert hat.

Eiskarte Spitzbergen

Eiskarte der nördlichen Barentssee vom 29. Januar. Das Eis ist rot. Quelle. Meteorologisches Institut Norwegen, Satellitendaten von Sentinel 1 und AMRS2

Der Isfjord ist ein breiter, tiefer Fjord mit mehreren Nebenarmen. Einer davon ist der Adventjord, an dem Longyearbyen liegt. 1,5 Grad maßen die Forscher dort Mitte Januar, an der Oberfläche wie in der Tiefe. Im tieferen Isfjord waren es noch 1,8 Grad. Dabei war es seit Weihnachten recht kalt gewesen.  Doch im Isfjord dominiert noch das warme atlantische Wasser, das schließen die Forscher auch aus der Zusammensetzung des Planktons. Das mehr oder weniger passiv treibende Plankton sei ein guter Indikator für das „Klima im Meer“ – und in den vergangenen zehn Jahren habe sich im Isfjord eine Veränderung von den Arten des kalten arktischen Wassers zu denen des wärmeren Atlantiks vollzogen. Seit 2004, so erinnern sie in Svalbardsposten, habe es kein Meereis von Bedeutung mehr im Adventfjord und in den tieferen Teilen des Isfjord mehr gegeben. Nur in Schwellenfjorden wie dem Billefjord, einem Arm, in die das warme Wasser aufgrund der Schwelle im Meeresboden nicht eindringen kann, bildet sich noch festes Eis – und auf der Ostseite.

Die Polarfront verschiebt sich nach Nordosten

Die Forscher auf Spitzbergen kommen damit praktisch vor der Haustür die Veränderungen verfolgen, die sich in der nördlichen Barentssee gerade abspielen: Die Polarfront, die Grenze zwischen arktischen und atlantischen Wassermassen, verschiebt sich nach Nordosten. Die norwegische Meeresforscherin Sigrid Lind und ihre Kollegen haben dazu vergangenes Jahr eine Studie in Nature Climate Change veröffentlicht, die dies mit dem schrumpfenden Meereis in der Arktis und der daraus folgenden Änderung der Wasserschichten erklärt. Ihre Ergebnisse basieren auf Messreihen zu Temperatur und Salzgehalt der norwegischen Havforskningsinstittutet und des russischen PINRO von 1970 bis 2016.

Atlantik-Strömung

So kommt das warme Wasser nach Spitzbergen. Quelle: Sigrid Lind/Ola Reibo, Havforskningsinstittutet

Die Veränderungen beruhen auf folgendem Prozess: Schmelzendes Meereis ist weniger salzhaltig und damit leichter als das wärmere, aber salzhaltigere Atlantikwasser. In den Randzonen der Arktis schafft das schmelzende Meereis damit eine Schichtung der Wassermassen, die ein erneutes Zufrieren begünstigen. Bekanntermaßen schrumpft das arktische Eis jedoch aufgrund des Klimawandels. Wo kein Meereis mehr herandriftet, verliert sich die Schichtung, und das warme atlantische Wasser gewinnt, nicht nur kurzfristig. In Spitzbergen kommt das Atlantikwasser als Verlängerung des Golfstroms von Südwesten – und direkt in den Isfjord.

Weil auf der westlichen Seite Spitzbergens kaum noch ein Fjord richtig zufriert, wurde kürzlich der günstig gelegene Van Mijenfjord für Robben und Eisbären unter Schutz gestellt. Dort verhindert eine Insel das Eindringen warmen Meerwassers.

Die Lage an der Polarfront: kaltes süßes versus warmes salziges Wasser.

Polarfront

Quelle: Sigrid Lind/Ola Reibo, Havforskningsinstittutet

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