Wo der Weihnachtsmann wirklich wohnt

Wäre der Weihnachtsmann nicht schon erfunden, wäre er eine blendende Geschäftsidee. Eine Win-Win- Deal für Einzelhandel, Unterhaltungsindustrie und Tourismus. Die erfolgreichsten Fake News, bevor es das Wort überhaupt gab.

Weihnachtsladen

Bescheidene Weihnachtsadresse auf
Island

Und weil es bei einer erfundenen Figur kein richtig oder falsch gibt, kann jeder fleißig weiter erfinden. Am klügsten haben es dabei offenbar die Finnen angestellt: Immer wieder blicken die nordischen Nachbarn staunend nach Rovaniemi, wo der Weihnachtsmann nicht nur bei Eis und Schnee, sondern auch zu Zeiten der Mitternachtssonne Besucher begrüßt. Mehr als 350 000 Menschen aus der ganzen Welt kamen 2015 laut Visit Rovaniemi  in das ganzjährige Weihnachtsdorf in Lappland, Tendenz steigend.

„In Dänemark ist klar, dass der Weihnachtsmann aus Grönland kommt. Aber in anderen Ländern verbindet man ihn mit Finnland. Mit dem Zirkus, den die Finnen haben, können wir nicht konkurrieren“, wurde neulich die Chefin von Visit Greenland, Lykke Geisler Yakaboylu, im dänischen Radio zitiert. In Ilulissat gibt es einen Briefkasten für den Weihnachtsmann, in den 1990 er Jahre wurde sogar ein Büro in Nuuk eingerichtet, wo die Angestellten Briefe der Kinder beantworten sollten. Da dies kein Erfolg wurde, wurde das Büro wieder geschlossen. Heute setzt Grönland mehr auf Natur- und Abenteuertourismus. „Von uns aus können die Finnen den Weihnachtsmann haben“, sagte Lykke Geisler Yakaboylu deshalb – eine Äußerung, die breites Echo in den nordischen Medien fand.

Finnland oder Grönland?

„Grönland gibt den Kampf um die Heimat des Weihnachtsmannes auf“ titelte beispielsweise das norwegische Aftenbladet und stellte fest, dass das norwegische Drøbak, das sich ebenfalls am Weihnachtstourismus versucht, in diesem Rennen gar keine Rolle spielt. Höchstens noch die Türkei, aus historischen Gründen, Russland und der Nordpol. Auch das schwedische Gällivare mit seiner Weihnachtsmann-WM spielt nicht in dieser Liga.

Die Grundlage für das finnische Weihnachtswunder legte vermutlich der finnische Rundfunksprecher Markus Rautio in den 1920er Jahren mit seinem Weihnachtsmärchen. Er ließ den „Joulupukki“ im Inneren des Berges Korvatunturi an der finnisch-russischen Grenze wohnen. Der Karikaturist und Kinderbuchautor Mauri Kunnas griff dies in seinem auch ins Deutsche übersetzten „Wo der Weihnachtsmann wohnt“ (1982) auf. Da der Berg etwas ungünstig liegt, verlegte man seine Filiale nach Rovaniemi.

Uumannaq

Hier wurde die dänische Weihnachts-Serie gedreht:
Uumannaq, Grönland. Foto Thomas Christiansen

Die dänisch-grönländische Julemanden-Tradition wurde in den 1980er Jahren mit der Adventskalender-Kinderserie „Nissebanden i Grønland“ des Dänischen Rundfunks ins Bild gesetzt. Gefilmt wurde in Uumannaq.

Die Finnen veröffentlichten in diesem Jahr wieder den Videobeweis – die Abfahrt des Joulupukki vom Korvatunturi nach Rovaniemi. Von dort aus „startet er in die Welt.“

„Der Weihnachtsmann lebt bei bester Gesundheit in der ewigen Winterlandschaft an einem Ort im Inlandseis“ erklärte  Lykke Geisler Yakaboylu  nun aber in Sermitsiaq. Er habe die Debatte, um seinen Wohnort wohl nicht mitbekommen, weil er zu sehr damit beschäftigt gewesen sei, die letzten Geschenke fertig zu bekommen. Und der Reporter der grönländischen Zeitung fotografierte die Ankunft des Julemanden in Nuuk im Helikopter: „Nicht aus Lappland“.

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