Schweden/Finnland. Noch nie wurde auf der Ostsee so wenig Eis gemessen wie in der Saison 2019/2020. Lediglich ein Teil der Bottenwiek fror zu. Die maximale Eisfläche wurde am 5. März erreicht. Das meldete der Eisdienst des schwedischen meteorologischen Instituts (SMHI).
Am 5. März galten 37 000 Quadratkilometer Ostsee als „eisbedeckt“. Als „eisbedeckt“ gilt eine Eiskonzentration von mehr als 15 Prozent. Allein 17 000 Quadratkilometer „Eisfläche“ waren lediglich solche mit Treibeis von etwa 20 Prozent, berichtete die Vertreterin des Eisdienstes. Und nur kurz überbrückte während eine Kältephase Ende Februar dünnes Eis die Meerenge Kvarken zwischen Schweden und Finnland. Es hielt nicht lange. Das Wetter war größtenteils deutlich milder als normal und windig. Die großen schwedischen Seen Vänern und Mälaren waren praktisch den ganzen Winter eisfrei.
Nur das Küsteneis im Norden war stabil
Verlässlich stabil war in dieser Saison nur das küstennahe Eis zwischen Piteå und Hailuoto/Oulu, das auch von einem breiten Schärengürtel gehalten wird. Im Schärengarten von Luleå waren zeitweise alle Eisstraßen geöffnet. Für die Eisstraße von Oulunsalo nach Hailuoto reichte es in diesem Winter aber nicht. Festgefrorenes Treibeis bewegte sich je nach Wind im nördlichen Bereich der Bottenwiek. Der verbliebene Rest häuft sich gerade in der Ecke zwischen Kalix und Raahe. Der Skärgården von Kvarken hatte in diesem Jahr eine kurze Eissaison. Inzwischen reicht die Ein-Grad-Wassertemperatur-Zone schon wieder bis zu den Holmöarna und auf der finnischen Seite noch viel nördlicher.
Mildester Eiswinter seit Beginn der Aufzeichnungen
Das schwedische Institut erstellt seit 1957 Eiskarten der Ostsee. Als „milder Eiswinter“ gilt alles unter 115 000 Quadratkilometern. Den bisherigen Minusrekord hielt der Winter 2014/2015 mit 45 000 Quadratkilometern. Als „schwerer Eiswinter“ gilt, wenn mehr als 230 000 Quadratkilometer der Ostsee eisbedeckt sind. Der letzte dieser Art war 2010/2011 mit 300 000 Quadratkilometern. Damals waren der gesamte Bottnische und Finnische Meerbusen sowie große Teile der zentrale Ostsee eisbedeckt.
Neben der Temperatur ist der Wind ein entscheidender Faktor bei der Eisbildung. Er kann auch Eisschollen zu einem kompakten Haufen zusammenschieben und damit der Schifffahrt massive Probleme bereiten. In der Masse brachte es der jüngste Winter auf 5 Kubikkilometer, was immerhin genauso viel ist wie 2014/2015. Der Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre liegt jedoch bei 26 Kubikkilometern.
Das SMHI geht davon aus, dass es auch in Zukunft immer mal wieder schwerere Eiswinter geben wird – aufgrund der Klimaerwärmung aber seltener als früher. Die Eisbedeckung des Winters 2019/2020 entsprach ungefähr dem Szenario, das als Durchschnitt für 2040-2070 prognostiziert wird.
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