Hailuoto (Finnland). Die Chance darauf, in diesem Jahr noch eine sichere Eisstraße von Oulunsalo nach Hailuoto einrichten zu können, sind verschwindend gering. Das Eis ist nicht stabil genug – typisch für diesen warmen Winter. Das mag nach Luxusproblem klingen. Für das Ökosystem der nördlichen Ostsee ist das Eis jedoch wichtig. Tierarten wie die Ringelrobbe sind beispielsweise auf stabiles Eis angewiesen.
Die finnische Insel Hailuoto ist die größte in der Bottenwiek. Sie ist mit einer Fähre an das Land angebunden, die als Teil der Straße 816 gilt und deshalb kostenlos für alle ist. Viele Inselbewohner arbeiten in Oulu und Umgebung und nutzen sie täglich. Inselbewohner haben Vorrang und dürfen sich deshalb in der Warteschlange auf der Mittelspur anstellen. Auch der Bus nimmt die Fähre. „Normale Touristen“ stehen rechts und dürfen erst nach ihnen auf die Fähre fahren. Die Fahrt dauert etwa 25 Minuten.
Jenseits der Hauptsaison fährt die Fähre stündlich bis 1,5-stündlich. Zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens legt sie eine Pause ein, späte Touren müssen vorbestellt werden. Etwas mehr Spontanität ist möglich, wenn in normalen Wintern die Eisstraße zwischen Insel und Festland öffnet. Dann wird das Eis von Schnee geräumt und regelmäßig überprüft. Eisstraßen wehen besonders schnell mit Schnee zu, weil sie so ungeschützt sind. Sobald die Temperaturen über null gehen, steht Schmelzwasser in den Zufahrten, auch wenn das Eis an sich noch hält. Veränderliche Wasserstände, wie sie in der Ostsee vorkommen, sorgen ebenfalls für Probleme, vor allem im Zufahrtsbereich.
Eisschollen am Strand, zentrale Bottenwiek offen
Der Winter 2019/2020 war auch in der nördlichen Ostsee deutlich milder als normal. Ende Februar/Anfang März gab es noch einmal eine kalte Phase, die aber schon wieder vorbei ist: Ab Sonntag soll es auf Hailuoto sogar nachts etwas über null bleiben. Und sieht die Eisdecke zwischen Oulunsalo und Hailuoto zumindest optisch geschlossen aus, abgesehen von der Fahrrinne, so ist dies westlich der Insel nicht der Fall. Dort haben die Stürme zwar große Berge von Eisschollen am Stand aufgetürmt. Das Eis weiter draußen wird dagegen vom Wind mal zur finnischen, mal zur schwedischen Seite getrieben. Für die Schiffahrt bedeutet dies mal freie Fahrt, mal dringende Eisbrecherhilfe. Für die Bewohner von Hailuoto ist das Transportproblem bald Vergangenheit: In diesem Jahr soll der Bau einer Brücke beginnen.
Probleme für Ostsee- und Saimaa-Ringelrobbe
Für andere löst es das Problem nicht: Zuwenig Meereis bedeutet auch schlechtere Chancen für den Nachwuchs der Ostsee-Ringelrobbe, denn diese Robbenart wirft am liebsten auf Eis in Geburtshöhlen aus Schnee. Noch schlechter dran ist in diesem Jahr ihre Verwandte, die Saimaa-Ringelrobbe. In dem südfinnischen Binnensee ist das Eis dünn und die Schneemenge gering. Der WWF hatte schon einmal Erfolg mit einer künstlichen Geburtshöhle und hofft, damit den Nachwuchs dieser bedrohten Art retten zu können.
Die Eiskarte vom 29. Februar zeigt so ziemlich die größte Abdeckung der Saison. Im Gegensatz zum Vorjahr war die Bottenwiek nie komplett zugefroren. Von der Eisbrücke über Kvarken blieb nichts übrig: grün und gelb ist nur vereinzelt auftretendes Eis. Die ausführliche Legende gibt es jeweils in der Vergrößerung.
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Kein langer Winter: Bottenwiek wieder ziemlich eisfrei
Mehr zur Entstehung von Hailuoto unter Wo das Land immer noch aus dem Meer steigt