Olkiluoto-Unfall: Finnland und seine Atomkraft

Finnland. Keine Radioaktivität ausgetreten, niemand gefährdet: Der Unfall im Kernkraftwerk Olkiluoto 2 am Donnerstag scheint glimpflich abgelaufen zu sein.  Als einziges nordisches Land setzt Finnland auch in Zukunft auf Atomstrom. Doch auch in Schweden spielt dieser noch eine große Rolle.

Olkiluoto

Die Kraftwerke von Olkiluoto bei Eurajoki, südlich von Pori. Foto Natalie Kylliainen/ TVO

Ursache für die Notabschaltung des Reaktors Olkiluoto 2 war ein Fehler in der Aufbereitungsanlage für das Kühlwasser, wie die finnische Atomaufsichtsbehörde STUK berichtet. Als Folge davon sei radioaktives Material in den Kühlkreislauf gelangt und habe vorübergehend dessen Strahlungsniveau erhöht. Die Brennelemente seien nicht beschädigt worden. Der Reaktor ist noch abgeschaltet und wird repariert, laut Svenska Yle könnte er aber schon am Sonntag wieder angefahren werden. Die sei eine seltene Situation, so etwas sei in Finnland noch nie vorgekommen, zitiert der Sender einen Vertreter des Aufsichtsbehörde. Olkiluoto 2 ist ein Siedewasserreaktor vom Typ Asea-BWER 2500 mit einer Nettoleistung von 890 MW und ist seit 1982 im kommerziellen Betrieb. Die Notabschaltung verursachte kurzfristig einen extrem hohen Strompreis, bis der Ersatz kam – Wasserkraft aus Finnland und Nordschweden.

Betriebsstart von Olkiluoto 3 jetzt für 2022 geplant

Neben Olkiluoto 2 steht der Reaktor, der ihn irgendwann einmal ablösen soll: Olkiluoto 3. Der Druckwassererreaktor von Areva, an dessen Bau auch Siemens beteiligt ist, hatte den Start erneut verschoben. Es waren noch Mängel in der Ausstattung entdeckt worden, die behoben werden müssten, auch Corona verlangsame den Prozess, so Betreiber TVO. Nach jetzigem Stand ist das Anfahren des Reaktors für 2021 geplant und der Beginn der kommerziellen Stromproduktion für Februar 2022. Ursprünglich sollte er 2009 in Betrieb gehen.

Bauantrag für Hanhikivi soll 2021 gestellt werden

Hanhikivi

Die Baugenehmigung für das Kraftwerk steht noch aus. Trotzdem ist auf der Halbinsel Hanhikivi schon viel passiert. Foto Fennovoima

Die unendlich scheinende Pannenserie von Olkiluoto 3 hält Finnland nicht davon ab, weiter auf Atomkraft zu setzen. Der nächste Reaktor ist bereits in Planung, diesmal südlich von Oulu in der Gemeinde Pyhäjoki auf der Halbinsel Hanhikivi. Den WWER 1200-Reaktor wird RAOS, eine Tochterfirma von Rosatom liefern. Auf der Halbinsel Hanhikivi wird zwar schon an den konventionellen Gebäuden gearbeitet, der Antrag auf Baugenehmigung für der Reaktor selbst kann aber voraussichtlich erst im kommenden Jahr eingereicht werden, wenn alle Details geklärt sind. 2028 soll die Anlage in Betrieb gehen. Dies ist eine Verspätung um vier Jahre.

Unterschiedliche Haltungen zum Atomstrom

Finnland hat aktuell meist ein Stromdefizit und deckt dieses aus dem gemeinsamen nordischen Stromnetz oder aus dem benachbarten Russland. Die Atomkraftwerke sollen dies ändern. 2019 deckte Kernenergie etwa ein Fünftel des finnischen Strombedarfs. Neben den beiden Reaktoren in Olkiluoto tragen auch noch zwei in Lovisa dazu bei. Nachbar Schweden betreibt ebenfalls Kernkraftwerke, diese machten 2019 sogar 39 Prozent seiner Produktion aus, ebenso viel wie Wasserkraft. Schweden will allerdings keine neuen Kraftwerke mehr bauen und zum Jahresende wird das Werk Ringhals 1 abgeschaltet. Dänemark und Norwegen haben sich gegen kommerzielle Kernkraft entschieden. In Dänemark gab es allerdings drei Forschungsreaktoren (Risø), in Norwegen sogar vier (Halden und Kjeller), wobei zwei davon erst vor kurzem stillgelegt wurden.

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Eine Antwort zu Olkiluoto-Unfall: Finnland und seine Atomkraft

  1. Wenn Atomkraftwerke keine radioaktive Abfälle produzieren würden, wären sie umweltfreundlich. Vielleicht kann eines Tages Kernfusion diesen Traum von der sauberen und unerschöpflichen Energiequelle erfüllen.

    Zuerst sollte man andere Energien, die die Natur anbietet, anzapfen. Erdwärme, Sonnenenergie, Windenergie, Wasserkraft, Gezeitenkräfte. Und letztlich muss man Energie einsparen, durch effiziente Technologien.

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