Hammerfest. Der staatliche norwegische Energiekonzern Statoil hat gestern bei einer Pressekonferenz auf der Insel Melkøja (Hammerfest) den Entwicklungsplan für das Johan-Castberg-Ölfeld in der Barentssee vorgelegt. Für viele Akteure in ganz Norwegen war dies ein Grund zum Feiern – Umweltschützer kritisieren die weitere Ölförderung in der Barentssee.
Das Johan-Castberg-Vorkommen liegt auf 72 Grad Nord und etwa 240 Kilometer entfernt von Hammerfest. Eine Anlage dort wäre die bisher nördlichste überhaupt. Nach den bisherigen Untersuchungen rechnet man mit einer Ölmenge zwischen 400 und 650 Fass. Es verteilt sich auf drei benachbarte Felder, Skrugard, entdeckt 2011, Havis, 2012 und Drivis, 2014. Statoil will 49 Milliarden Kronen ( rund 5 Milliarden Euro) investieren, um das Öl heraus zu holen. Das Meer ist an dieser Stelle zwischen 360 und 390 Meter tief. 2022 soll das erste Öl fließen.
Grundprinzip der angedachten Anlage ist, dass die 30 Bohrlöcher unter Wasser über eine gemeinsame Leitung ein Produktionsschiff beliefern, auf dem das Öl gleich verarbeitet wird. Unterstützt wird das Schiff von einer Versorgungs- und Helikopterbasis in Hammerfest und einem Büro in Harstad. An beiden Standorten ist Statoil bereits präsent.
Neues Konzept wirtschaftlicher
Eigentlich hatte Statoil mit der Ölförderung dort schon früher beginnen wollen. Doch nach den ersten Berechnungen wäre die Anlage nur bei einem hohen Ölpreis wirtschaftlich gewesen. Deshalb wurde das Konzept in Zusammenarbeit mit den Lieferanten noch einmal verändert. Nun soll es sogar profitabel sein, wenn der Ölpreis auf unter 35 US-Dollar fällt. Die Ausbeutung des Ölfeldes soll 30 Jahre dauern.
Die Regionen Nordnorwegens hoffen auf Arbeitsplätze an Land und auf See und auch indirekt als Zulieferer. Die Rede ist von 500 Stellen. Mehrere große Aufträge gingen an die einheimische Industrie, andere an internationale Anbieter. Sämtliche verträge stehen unter Vorbehalt: Die Regierung muss noch über den Entwicklungsplan abstimmen.
Beim Johan-Castberg-Feld arbeitet Betreiber Statoil mit Eni (30 Prozent) und Petoro (20 Prozent) zusammen.
Ölförderung in der Kritik
Die Ölförderung in der Barentssee war zuletzt in Norwegen immer wieder in der Diskussion – sowohl aus ökologischen als auch aus wirtschaftlichen Gründen (siehe Gegen Ölförderung in der Arktis: Greenpeace verklagt Norwegen und Klimaprozess beendet – Öl-Urteil erst im Januar sowie Ölsucher ziehen in die Barentssee)
Zu den neuen Plänen Statoils haben sich gestern bereits der norwegische Naturschutzbund, Natur og Ungdom sowie Bellona kritisch gegenüber NRK geäußert.
Johan Castberg ist nicht der dickste Fisch in Statoils Zukunftsplänen: Viel umfangreicher und einfacher zu gewinnen ist das Ölvorkommen im Feld Johan Sverdrup in der Nordsee vor Stavanger mit 2-3 Milliarden Fass. Das erste Öl soll 2019 fließen.
Auch das Gasfeld Aasta Hansteen mit 47 Milliarden Standardkubikmetern Gas in der Norwegischen See soll demnächst in Betrieb gehen.