Norwegen. Mit welcher Haltung gehe ich durchs Leben? Das scheint der Hintergedanke der Jurymitglieder bei der Vergabe der diesjährigen Preise des Nordischen Rates gewesen sein. Bei einer Gala in der Osloer Oper wurden die Preisträger 2018 bekannt gegeben.
Den Literaturpreis erhielt die Isländerin Auður Ava Ólafsdóttir für ihren 2016 erschienenen Roman „Ör“ („Narben“, noch nicht ins Deutsche übersetzt, aber ins Englische und in skandinavische Sprachen). Darin reist ein eigentlich lebensmüder, aber handwerklich geschickter Isländer in ein vom Krieg zerstörtes, nicht benanntes Land. „Auður Ava steuert die Geschichte mit sicherer Hand, sie mischt Humor und existenzielle Überlegungen so, dass es ein Genuss ist, den Roman zu lesen“ schreibt die Jury in der Begründung. Auður Ava Ólafsdóttir ist eigentlich Kunsthistorikerin und leitet das Kunstmuseum der Universität Islands. „Ör“ ist ihr fünfter Roman, zwei frühere gibt es auch auf Deutsch.
Auch der Filmpreis geht nach Island – für „Kona fer í stríð“ (wörtlich „Eine Frau zieht in den Krieg“, deutscher Titel „Gegen den Strom“) von Regisseur Benedikt Erlingsson ,der auch gemeinsam mit Ólafur Egilsson das Drehbuch geschrieben hat. Darin geht es um eine Frau, die neben ihrer Tätigkeit als Chorleiterin im Untergrund sehr handgreiflich gegen Konzerne kämpft, die die Natur ausbeuten wollen. Dieser Film wird aktuell auch bei den Nordischen Filmtagen gezeigt ( Info und Trailer hier) und erhielt bereits in Cannes Preise.
Preise für Literatur, Film, Musik und Umweltengagement
Eher unbekannt dürfte der färöische Illustrator und Kinderbuchautor Bárður Oskarsson sein, auch wenn bereits einige seiner Bücher in fremden Sprachen erschienen. Für das Bilderbuch „Træið“ („Der Baum“, noch nicht übersetzt) erhielt er nun den Preis für Kinder- und Jugendliteratur. Kaninchen Bob fragt sich, was jenseits des Baumes ist – und ob es sich traut, hinzugehen und nachzusehen. „Das Werk zeichnet sich zum einen durch ein hohes künstlerische Niveau aus, zum anderen durch ein großes Vertrauen in die Fähigkeit des Lesers, Fragen zu stellen und selbst zu denken“, begründet die Jury ihre Wahl.
Den Musikpreis erhielt der norwegische Komponist Nils Henrik Asheim für seine Komposition „Muohta“ für Chor und Streichorchester, die vergangenes Jahr uraufgeführt wurde. „Muotha“ ist ein samisches Wort für Schnee, 18 weitere Ausdrücke für verschiedene Schnee-Zustände setzen das Thema. Das Werk wurde als Antwort auf Joseph Haydns „Die Jahreszeiten“ konzipiert. „Ein Musikstück, das gleichzeitig aktuell und sich seiner Geschichte bewusst ist“, so die Jury. Es geht um das Erleben von Natur, die Haltung zur Natur und die Veränderungen in der Natur – auf musikalische Weise.
Den Umweltpreis vergibt der Nordische Rat jedes Jahr an eine Gruppe oder Organisation, die sich auf diesem Gebiet besondes ausgezeichnet hat. Das ist diesmal der Naturresourcerådet in Attu an der Küste Westgrönlands. Hier unterstützen Jäger und Fischer die Wissenschaftler, indem sie ihre Naturbeobachtungen dokumentieren und Vorschläge zur Verwaltung und zum Schutz machen. Denn Wissenschaftler können nicht überall sein. Der Rat arbeitet im Rahmen eines öffentlichen Programms, das zum Ziel hat, das Engagement von Bürgern zu stärken.
Das Preisgeld beträgt jeweils 350 000 Dänische Kronen, umgerechnet rund 47 000 Euro. Mehr zu Nordischen Rat : Nordischer Rat
Hier bekommt man einen Eindruck von „Muohta“: