Kebnekaise: Südspitze stark geschmolzen – Nordspitze jetzt höher

Schweden. Schweden müssen sich umstellen, was den höchsten Gipfel ihres Landes betrifft. Spätestens ab heute ist dies nämlich nicht mehr die Südspitze (Sydtoppen) des Kebnekaise, sondern dessen Nordspitze. Denn Sydtoppen ist ein Gletscher – und der ist allein im Juli um vier Meter geschmolzen. Das meldet Stockholms Universität nach jüngsten Messungen.

Kebnekaise

Gunhild Ninis Rosqvist misst den Kebnekaise-Südgipfel. Foto Par Axelstierna

Die vergangenen Wochen waren auch in Nordschweden extrem warm. „Ich habe noch nie so viel geschmolzenen Schnee auf der Südspitze gesehen wie diesen Sommer“, berichtet Gunhild Ninis Rosqvist, Professorin der Naturgeografie, in der Pressemitteilung der Universität. Sie ist auch die Chefin der Forschungsstation Tarfala am Kebnekaise und hat die jüngste Messung vorgenommen. Am 31. Juli ragte die Südspitze noch 2097 Meter über dem Meeresspiegel auf. Einen Monat vorher waren es allerdings noch 2101 Meter. Der Gletschergipfel schmolz also im Laufe des Julis um etwa 14 Zentimeter pro Tag. Da es weiterhin warm ist, büßte er deshalb vermutlich bereits gestern seine Spitzenstellung ein. Die Nordspitze (Nordtoppen) misst 2096,8 Meter und besteht aus Fels. Die nächste Gipfelmessung der Gletscherspitze findet Ende des Sommers statt.

Dass der Gletscher auf dem Kebnekaise schmilzt, ist allerdings nicht neu. Im Jahr 1902 brachte Sydtoppen es noch auf noch 2121 Meter. Seit 1995 verlor der Gipfel im Durchschnitt einen Meter pro Jahr. Vergangenes Jahr wurde er am Ende der Schmelzperiode mit 2098,5 Metern gemessen – da war er nicht ganz so weit geschrumpft wie 2016 mit 2097,1 Metern. Während des Winters könnte Sydtoppen seinen Konkurrenten allerdings noch einmal überholen.

Kebnekaise

Rettungsdecke für den Kebnekaise. Foto Bigert&Bergström

Die Entwicklung auf den höchsten Gipfeln wird schon seit Jahren verfolgt und diskutiert. 2015 hatte das Künstlerduo Bigert und Bergström symbolträchstig 500 Quadratmeter Rettungsdecke auf dem Sydtoppen ausgelegt, die die Sonnenstrahlen reflektieren und die Hitze fernhalten sollte – eine Performance, die auch auf den Klimawandel aufmerksam machen sollte.

Auf Island verfolgt man die Messungen noch aus einem anderen Grund: Auch Islands höchster Gipfel trägt Eis, Hvannadalshnúkur im Öræfajökull. Lange hieß es, er sei 2119 Meter hoch, bis eine Messung 2010 ergab, dass er um neun Meter geschrumpft war – unter den Kebnekaise damals. Ob die isländische Spitze die vergangenen Sommer besser überstanden hat  und nun tatsächlich wieder höher ist als die schwedische, bleibt ungewiss: Eine neue Messung ist laut Morgunblaðið aktuell nicht vorgesehen.

Nachtrag Februar 2020: Die Messung 2018 war möglicherweise nicht genau genau genug. Spätestens im September 2019 war Nordtoppen jedoch höher.

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