Norwegen. Zwei benachbarte Länder im Clinch um Fischereirechte? Die Nachwehen des Brexit sorgen gerade für schlechte Stimmung am Ärmelkanal. Auch vor Spitzbergen wäre es vor kurzem beinahe kritisch geworden. Hier hatte Norwegen den EU-Kuttern bereits mit der Küstenwache gedroht. Doch es gibt auch noch gute Nachrichten: Die Küstenstaaten des östlichen Nordatlantik haben sich auf eine Gesamtgröße der Makrelenquote geeinigt.
Spätestens seit den isländisch-britischen Kabeljaukriegen weiß man, dass Fischereikonflikte ernst zu nehmen sind. An dem Konflikt zwischen Norwegen und der EU ist gewissermaßen ebenfalls der Brexit schuld, wie im Ärmelkanal. Norwegen hatte der EU in der Spitzbergenzone nämlich eine geringere Kabeljauquote als früher zugestanden, mit der Begründung, dass Großbritannien ja nicht mehr dazu zähle. Die EU hatte aber höhere Quoten an ihre Kutter verteilt.
Kurz vor der Wahl lenkte Norwegen dann insofern ein, als dass nicht erfüllte Kabeljauquoten von der Festlandsküste vor Spitzbergen gebraucht werden durften. Der grundlegende Konflikt, wer eigentlich wie viel vor Spitzbergen fischen darf, ist damit aber nicht geklärt. Wie weit hinaus auf See der Spitzbergenvertrag gilt, ist Interpretationssache. Damit darf sich dann der neue Fischereiminister Bjørnar Skjæran (Arbeiderpartiet) auseinandersetzen. Einen Konflikt gibt es auch um die Schneekrabbe.
Hoffnung auf Einhaltung der Makrelenquote
Auch bei der Makrelenquote in internationalen Gewässern muss die neue Konstellation sich erst einspielen. Denn nun sitzt Großbritannien mit am Tisch, wenn Island, Norwegen, die EU, die Färöer, Grönland und Russland um Anteile verhandeln. Beim jüngsten Treffen der North-East Atlantic Fisheries Commission in London einigte man sich zumindest darauf, die Gesamtquote für Makrelen so zu reduzieren, wie es die Wissenschaftler des ICES (International Council for Exploration of the Sea) empfohlen haben. Der schwierige Teil kommt jedoch erst noch: die Aufteilung der Quote auf die einzelnen Länder. Dies hatte schon vor dem Brexit nur teilweise geklappt. Wegen Überfischung hatte die Zertifizierungsorganisation Marine Stewardship Council (MSC) der Makrele aus dem Nordostatlantik deshalb schon 2019 das Siegel entzogen. 2021 konnten sich die Länder erneut nicht einigen und teilten sich selbst Quoten zu, die in der Gesamtsumme höher lagen als die empfohlene Menge. Es wurde nun eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die bis Ende Februar einen Lösungsvorschlag für die Saison 2022 erarbeiten soll. Das klingt nach viel Zeit – aber es geht auch um handfeste ökonomische Interessen.
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Norwegen empört über eigenmächtige EU-Kabeljau-Quote vor Spitzbergen