Islands Gletscher weiter auf dem Rückzug

Island. Für Islands Gletscher war 2019 wieder ein Jahr mit negativer Massebilanz, und die Gletscherfronten ziehen sich zurück. Insgesamt sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten 800 Quadratkilometer Gletscherfläche verloren gegangen. Das berichtet der jüngste Newsletter zur Situation der isländischen Gletscher.

Gletscher

Islands größere Gletscher. Karte mit Hilfe von stepmap.

Die Gletscherlagune Jökulsárlón ist ein beliebtes Touristenziel. Reisende, die früher schon einmal da waren, werden vermutlich den Unterschied erkennen, wenn sie erneut kommen: Die Lagune wird immer größer und die Front des Breiðamerkurjökull, einem Auslassgletscher des großen Vatnajökull, zieht sich immer weiter zurück. Im vergangenen Jahr waren dies 150 bis 400 Meter. Das Kalben in die Lagune ist beim Breiðamerkurjökull für ein Drittel des Masseverlustes verantwortlich.

Kalben ist ein natürlicher Vorgang bei Gletschern, die im Meer oder in einer Lagune enden. Damit von oben Masse nachkommen kann, muss in der Wachstumszone weiter oben aber genügend Schnee fallen, der dann im nächsten Sommer auch nicht gleich wieder wegtaut. Seit 1995 gab es nur ein Jahr, in dem Islands Gletscher Masse aufbauen konnten – 2015. Der kalte, verregnete Sommer 2018 auf Island verschaffte den drei großen Gletschern Vatnajökull, Hofsjökull und Langjökull außerdem eine Atempause mit ausgeglichener oder leicht positiver Massebilanz. Diese drei allein horten gemeinsam 95 Prozent des isländischen Gletschereises. Am besten hält sich von ihnen noch der größte, der Vatnajökull, der sogar 2017 eine ausgeglichene Bilanz hatte. Vergangenes Jahr verloren jedoch alle wieder, zwischen einem und zwei Metern Wasseräquivalent. Seit 1995 haben sie rund sieben Prozent ihrer Masse verloren.

Der Gletscherbericht wird auf der Basis von Messungen mehrerer isländischen Einrichtungen gemeinsam erstellt. Unter anderem sind das isländische meteorologische Institut (Veðurstofa Íslands) und die geologische Fakultät der Universität Island (Jarðvísindastofnun Háskóli Íslands) daran beteiligt.

Snæfellsjökull und Drangajökull schon in 30 Jahren verschwunden?

Islands Gletscher bekamen im vergangenen Jahr vergleichsweise viel Aufmerksamkeit, nachdem auf dem Berg Ok eine Plakette angebracht wurde – Ok war früher mal ein Gletscher, hat nun aber nur noch Reste von Eis. Dieses Schicksal könnte in den nächsten Jahrzehnten weiteren isländischen Gletschern drohen, falls sich nichts ändert. Als erstes sind dabei die kleinen und niedrig liegenden Gletscher dran. Nach aktuellem Stand gehen Wissenschaftler davon aus, dass vom bekannten Snæfellsjökull und vom Drangajökull in den Westfjorden in 30 Jahren vermutlich nur noch Reste übrig sein werden.

Island hebt sich

Die Gletscherschmelze hat Folgen für das gesamte hydrologische System der Insel. Eine andere ist, dass sich das Land hebt, weil der Druck des Eispanzers geringer geworden ist. In Nordschweden und Finnland ist dieses Phänomen noch als eine Nachwirkung der letzten Eiszeit zu beobachten. In den aktivsten Bereichen hebt sich das Land dort noch mit 8-9 Millimetern im Jahr. Auf Island ist der Prozess noch jünger und die Bewegungen noch stärker: Für Höfn im Hornafjörður wird ein Wert von 10-15 Millimetern im Jahr angegeben. Am westlichen Rand des Vatnajökull wurde sogar eine Landhebung von 40 Millimetern im Jahr gemessen.

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