Island. Zum ersten Mal wurde an Ostern auf dem Snæfellsjökull ein Bohrkern gezogen und der Niederschlag des Winters gemessen. Die Aussichten für den Gletscher sind nicht gut: Schmilzt er weiter wie bisher, wird er in 30 Jahren verschwunden sein. Das meldete das Isländische Meteorologische Institut (Veðurstofa Íslands).
Der Snæfellsjökull ist ein eisbedeckter, 1446 Meter hoher Stratovulkan auf der nach ihm benannten Halbinsel Snæfellsnes. Dorthin verlegte Jules Verne den Eingang zum Mittelpunkt der Erde. Auch in Halldor Laxness‘ „Unterm Gletscher“ spielt er eine wichtige Rolle. Die Bewohner von Reykjavik können ihn bei gutem Wetter sehen. Er ist auch ein beliebtes Ausflugsziel und die größte Attraktion im Nationalpark Snæfellsjökull.
Mitarbeiter des Isländischen Meteorologischen Instituts, des Nationalparks und ein Touranbieter fuhren am zweiten Ostertag mit Kettenfahrzeugen hinauf und zogen auf der Höhe von 1350 Metern einen Bohrkern. Daran lässt sich die Niederschlagsmenge im Herbst und Winter ablesen. Dies wurde bereits bei anderen Gletschern auf Island durchgeführt, auf dem Snæfellsjökull jedoch zum ersten Mal. Das Ergebnis: Im vergangenen Winter bekam der Gletscher in dieser Höhe 2600 Millimeter Niederschlag. Das ist zwar deutlich mehr als das umliegende Land bekam, aber weniger als höhere Gletscher wie Hofsjökull (3000 Millimeter) oder Öræfajökull (5700 Millimeter). Für die Wissenschaftler ist dies kein unerwartetes Ergebnis. Es trage jedoch dazu bei, das Wissen darüber zu verbessern, wie isländische Gletscher sich angesichts der Klimaveränderung verhalten, so die Mitteilung des Instituts. Seine Berühmtheit durch Bild und Schrift trägt dazu bei, dass man sich dem Snæfellsjökull jetzt vermehrt widmet.
In 100 Jahren um die Hälfte geschrumpft
Der Gletscher hat seit den Zeiten Jules Vernes schon deutlich an Ausdehnung verloren: 1910 wurden noch 22 Quadratkilometer gemessen, jetzt sind es weniger als 10 Quadratkilometer. Das Eis ist noch etwa 30 Meter dick und schmilzt jedes Jahr um ein bis eineinhalb Meter. Die Wissenschäftler rechnen damit, dass der Snæfellsjökull Mitte des Jahrhunderts verschwunden sein wird, wenn sich nichts ändert. Dann werde sich das ganze Gebiet verändern, meint der Nationalpark-Ranger zu RUV – und es verliere die ganze Nation.
Auch andere Gletscher auf Island schmelzen. Der Berg Ok darf sich schon nicht mehr Gletscher nennen : Der Berg spricht: Gletscherschmelze ist nicht Ok