Fossile Baumlöcher auf dem Weg zum geplanten Wasserkraftwerk

Island. Der Weg zum geplanten Wasserkraftwerk Hvalá in Nordwestisland bleibt steinig – im mehrfach doppeldeutigen Sinne. Zwar ist das Kraftwerk noch nicht endgültig genehmigt, aber der Bau der Zuwegung hat schon begonnen. Auf der Strecke sind nun fossile Baumlöcher gefunden worden – so viele wie nirgendwo sonst auf Island auf so engem Raum. Darüber berichtete RÚV.

Arneshreppur

Árneshreppur liegt abseits der üblichen Touristenziele. Karte mit Hilfe von stepmap.

Diese fossilen Baumlöcher entstanden, weil vor Millionen von Jahren dort Wald wuchs, der bei einem Vulkanausbruch in Lava unterging. Das Holz verkokelte, die Form des Baumes blieb im Stein als Negativ erhalten. Diese Baumlöcher sind auf Island geschützt.

Die Gegend am Ófeigsfjörður, wo sie nun gefunden wurden, ist sehr abgelegen. Die Straße in die Gemeinde Árneshreppur ist ohnehin nur im Sommer befahrbar. Dort plant das Energieunternehmen Vesturverk das Wasserkraftwerk Hvalárvirkjun. Um genug Wasser für die Stromerzeugung zu haben, soll das Wasser von drei Flüssen zusammengeführt und aufgestaut werden. Dieses Projekt ist auf Island umstritten, vor Ort ebenso wie im ganzen Land. Vor Ort haben sich bei den jüngsten Wahlen allerdings die Befürworter durchgesetzt und die notwendigen baurechtlichen Pläne auf den Weg gebracht.

46 dokumentierte fossile Baumlöcher

Bericht zu den fossilen Baumlöchern. Quelle Náttúrufræðistofnun

Das Kraftwerk selbst ist noch nicht genehmigt, es gibt Klagen dagegen. Vesturverk darf allerdings schon einmal den Weg verbreitern und verbessern, damit später auch die Baumaschinen durchkommen. Kraftwerksgegner wiesen das Naturhistorischen Institut Islands (Náttúrufræðistofnun) auf die Baumlöcher hin. Zwei Geologinnen des Instituts besichtigten die Gegend und kamen mit einem Rekordergebnis zurück: 46 dokumentierte Baumfossilien-Löcher, dazu 29 Löcher, bei denen der Ursprung nicht sicher ist. Der Bericht mit vielen Bildern liegt inzwischen vor. Untersucht wurde eine Fläche von etwa einem Quadratkilometer. Gegenüber RÚV sagte die eine Geologin, sie würde gerne ein noch größeres Gebiet untersuchen. Denn am besten erhalten seien die Baumlöcher weiter ober am Berg.

Kraftwerk oder Naturschutz?

Naturschützer sind gegen das Wasserkraftwerk, weil es einen enormen Eingriff in die sehr unberührte Landschaft bedeuten würde. Betroffen sind die Flüsse Rjúkandi, Hvalá und Eyvindarfjarðará. Auch das Naturhistorische Institut ist dagegen und hat im vergangenen Sommer den Antrag gestellt, das gesamte Gebiet um den Gletscher Drangajökull inklusive der Hochebene Ófeigsfjarðarheiði unter Schutz zu stellen. Das beträfe auch das Gebiet, in dem die Flüsse für den Kraftwerksbau umgeleitet werden müssten. Die Grundbesitzer von Drangar unterstützen diesen Plan. Auch gegen den Straßenausbau gibt es Protest von Kraftwerksgegnern.

Die Sprecherin von Vesturverk sah laut Medienberichten kein Hindernis in den Baumlöchern – notfalls werde man ihnen ausweichen. Eine Stellungnahme des Umweltministeriums steht noch aus.

Der größte Teil des auf Island erzeugten Stroms geht in energieintensive Industrie wie Aluminiumschmelzen. Der private Verbrauch macht nur einen sehr kleinen Teil aus.

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Drangar-Gebiet: Schutz der Wildnis oder Wasserkraftwerk?

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