Fosen-Windparks: Einigung von Sør-Fosen sijte und Fosen Vind

Fosen (Norwegen). Vor mehr als zwei Jahren urteilte das Oberste Gericht Norwegens, dass zwei Windparks auf der Halbinsel Fosen gegen die kulturellen Rechte der Samen verstoßen. Doch die 150 Windräder stehen schon. Nun haben die Rentierhalterkooperation Sør-Fosen sijte und Fosen Vind eine Vereinbarung geschlossen. Für den nördlichen Teil gibt es noch keine Einigung. Darüber berichteten NRK und Altinget.

Nutzungskonflikt: Energieerzeugung contra Rentierhaltung

Das sind die Hauptpunkte der gütlichen Einigung zwischen Sør-Fosen sijte und Fosen Vind:

  • Die Windräder von Fosen Vind auf Storheia dürfen 25 Jahre stehen bleiben, entsprechend der bereits erteilten Konzession. Fosen Vind kann aber nur eine Verlängerung beantragen, wenn Sør-Fosen sijte zustimmt. Damit hat Sør-Fosen sijte ein Vetorecht über die weitere Zukunft.
  • Sør-Fosen sijte erhält eine zusätzliche Fläche außerhalb des bisherigen Gebiets als Winterweidefläche. Diese soll ab 2026/27 zur Verfügung stehen.
  • Fosen Vind leistet jährlich einen Beitrag von 7 Millionen NOK an Sør-Fosen sijte als Ausgleich dafür, dass die Rentierhaltung beeinträchtigt und aufwendiger geworden ist.

Noch keine Einigung für Nord-Fosen

Für die Rentierkooperative Nord-Fosen sijte kommt ein ähnliches Modell für ihr Areal im Bereich der Roan-Windparks bisher nicht in Frage. Sie bestehen darauf, dass ein Teil der Windräder wieder angerissen wird – rund 40 Stück. Vertreter der Gesellschaft Aneo, Mehrheitseigner des Roan-Windparks, hoffen noch auf eine andere Lösung.

Fosen-Urteil Ohrfeige für die norwegischen Behörden

Das „Fosen-Urteil“ vom Oktober 2021 gilt als historisch und war eine Ohrfeige für die norwegischen Behörden. Denn die hatten den Bau der Windparks genehmigt, ohne die Rechte der Samen ausreichend zu würdigen. Das Oberste Gericht Norwegens definierte dabei die Rentierhaltung als ein geschütztes Recht einer Minderheit auf Kulturausübung gemäß Artikel 27 der UN-Konvention. Dass die beiden genannten Windparks die bisher ausgeübte Rentierhaltung auf Fosen behindern, war dabei schon durch ein anderes Gerichtsurteil festgestellt worden.

Keine Lösung, massive Proteste

Das Oberste Gericht hatte allerdings nicht festgelegt, wie dieser Konflikt zu lösen sei. Zwischen den Verhandlungspartnern gab es lange keine Einigung. Die Regierung möchte die Windräder am liebsten stehen lassen. Für viele samische Aktivisten war klar, dass die Windräder weichen müssen. Und nachdem nichts geschah, gab es mehrfach massive Protestaktionen in Oslo – zuletzt im Oktober, nachdem zwei Jahre nach dem Urteil verstrichen waren. 

Nutzungskonflikt Rentierhaltung – Energieerzeugung

Für die Rentierhaltung sind mehrere Aspekte an Windparks problematisch. Zum einen schafft die Bauphase Lärm und Unruhe. Über die Baustraße werden Gebiete erschlossen, die bisher ruhig und menschenleer waren. Und nicht zuletzt können sich viele Rentiere bisher nicht so richtig mit den Windrädern anfreunden.

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