Reykjanes (Island). Seit bald einer Woche ist der Vulkanausbruch in der Kraterreihe Sundhnúksgígar aktiv – und zeigt keine Zeichen von Ermüdung. Der Lavastrom ist zwar nicht mehr so kräftig wie in den ersten Stunden, aber seit Tagen stabil. Die Fachleute des isländischen Wetterdienstes gehen davon aus, dass das Magma jetzt leichter an die Oberfläche kommt und der Vulkan ein Gleichgewicht erreicht hat. Darauf deuten auch die GPS-Messungen der Bodenhöhe bei Svartsengi hin.
Die jüngsten Ausbrüche im Svartsengi-Bereich sahen meist so aus: Magma sammelte sich in der nahe der Erdoberfläche liegenden Magmakammer, das Land hob sich, es kam zu einem kurzen Ausbruch von 1-3 Tagen, wo dieses Depot geleert wurde. Dann sammelte sich erst mal wieder Magma in der Magmakammer, bevor es erneut einen kritischen Wert erreichte.
Eine neue Kraterreihe
Anfang März reichte es dann nicht dafür, dass das Magma bis an die Oberfläche kam – jetzt sprudelt es dafür umso fleißiger. Nicht nur, dass die Eruption am Abend des 16. März die produktivste bisher in dem Bereich war. Aus dem ursprünglichen Spalt bei den Sundhnúksgígar sind inzwischen mehrere einzelne Schlote geworden, die um sich herum Krater aufbauen, und der Lavafluss beträgt insgesamt immer noch 14,5 Kubikmeter pro Sekunde. Die äußersten Fronten der Lavazungen haben sich zuletzt nicht mehr groß bewegt, und damit scheint beispielsweise die Straße Suðurstrandarvegur zunächst nicht mehr direkt gefährdet. Die frische Lava fließt nun aber über die bereits liegende Lava Richtung Grindavík. Der Drohnenpilot Isak Finnbogason filmte dabei sogar einen Lavafall, als die Lava in die Grube floss, aus der das Material für die Schutzwälle geholt wurde (ab 3.12.00 und näher ab 3.47.00).
Die Lavaschicht wächst damit nun in die Höhe – an der dicksten Stelle sind es nach jüngsten Messungen aus der Luft bereits 16 Meter. Deshalb sollen die Schutzwälle um Grindavík, an denen die Lava bereits steht, nun von innen erhöht werden. Insgesamt wurde bisher eine von Lava bedeckte Fläche von 5.58 Quadratkilometern und ein Volumen von 20,9 Millionen Kubikmetern gemessen.
Ein neues Muster
Dass der Vulkan nun einem anderen Muster folgt als bisher, wird so erklärt, dass das Magma es nun offenbar leichter hat, an die Oberfläche zu kommen, und so die andauernde Eruption speist. Dafür sprechen auch die bisherigen GPS-Messungen bei Svartsengi. Zwar setzte kurz nach Beginn des Ausbruchs schon wieder eine Landhebung ein, verursacht durch neuen Magmazufluss. Seitdem ist die Landhebung aber laut Wetterdienst kaum messbar. Das deutet darauf hin, dass sich nichts sammelt, sondern Magma aus dem Erdinneren sofort – über die Magmakammer – an die Oberfläche kommt. Damit ähnelt der neue Ausbruch in den Sundhnúksgígar dem ersten Fagradalsfjall-Ausbruch, der ein halbes Jahr dauerte.
Ein Problem vor Ort ist aktuell teilweise die Belastung durch vulkanische Gase. Seit das Eruptionsgeschehen sich auf die neue Kraterreihe entlang der Ausbruchsspalte zurückgezogen hat, wird aber schon wieder daran gearbeitet, Grindavíkurvegur wieder nutzbar zu machen – indem man auch diese neue Lava überbaut. Sie ist allerdings noch sehr heiß, wie die Bilder zeigen.
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