Finnland: Streik gegen Regierungspolitik geht in die dritte Woche

Finnland. Der politische Streik in Finnland wird verlängert. Eine Kompromiss ist auch nicht ansatzweise in Sicht. Finnlands Premierminister Petteri Orpo bekräftigte erneut, dass der Streik die geplanten Reformen nicht stoppen werde. Immer mehr Fabriken fahren herunter, weil ihnen Rohstoffe fehlen oder Ware nicht abtransportiert werden kann. Der befürchtete Benzinmangel ist aber bisher nicht eingetroffen. Darüber berichtete Yle (finnisch, schwedisch, englisch).

Hafen Röyttä, Tornio, am Wochenende vor dem Streik

Gerade wurde Finnland wieder einmal als „glücklichstes Land der Welt“ gerankt – doch das sind teilweise Messwerte aus der Vergangenheit. Seit dem Herbst laufen unter dem Motto „#Painava Syy“ (Gewichtige Gründe) phasenweise Streiks, mit denen gegen das umfassende Kürzungspaket der aktuellen Regierung protestiert wird. Dieses hätte eine ganze Reihe von Maßnahmen zur Folge, die die bisher gute und von den Arbeitnehmern geschätzte soziale Sicherheit beschneiden würde. Vergangene Woche traf sich Arbeitsminister Arto Satonen (Sammlungspartei) mit Vertretern des Gewerkschaftsbundes und der Unternehmer. Dabei ging es unter anderem um „lokale Verträge“ statt landesweit gültiger Tarifverträge. Laut dem Gewerkschaftsbund-Vorsitzenden Jarkko Eloranta sei es aber nicht möglich gewesen, dort zu einem Kompromiss zu kommen und sich wenigstens auf einen minimalen Standard zu einigen. Deshalb soll nun also weiter gestreikt werden. Ursprünglich war der Streik auf zwei Wochen angesetzt, jetzt wird eine Woche drangehängt. Insgesamt rund 7000 Personen sind im Ausstand.

Güterverkehr lahmgelegt

Der Streik richtet sich diesmal gezielt gegen die exportierenden Branchen – wie auch das Reformpaket sich teilweise um ein „exportorientiertes Lohnmodell“ dreht. Häfen und Güterverkehr auf Straße und Schiene sind lahmgelegt, auch die Arbeit in bestimmten Firmen. Andere haben inzwischen ihren Betrieb herunterfahren müssen, weil es ihnen an Rohmaterial fehlt oder sie Produkte nicht abtransportieren können. Dazu gehören immer mehr Unternehmen der holzverarbeitenden Branche, wie eine Karte von Yle zeigt. Der Streik bremst aber auch Edelstahlhersteller Outokumpu in Tornio, das Stahlwerk von SSAB in Raahe  oder Reifenhersteller Nokian Tyres aus. Ausnahmen werden beispielsweise für Treibstoff und Flugbenzin gemacht – zumindest bisher kam es nicht zu größeren Problemen deshalb.

Noch sind politische Streiks in Finnland legal. Einer der Punkte im Reformpaket ist es, dieses Recht deutlich zu beschneiden.

Mehr zu den geplante Maßnahmen der Regierung und den vergangenen Streiks:

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