Grönland. Der Nordostgrönländische Eisstrom (NEGIS) entwässert eine Fläche von 12 Prozent des grönländischen Inlandeises. Die Faktoren, die sein Verhalten bestimmen, sind noch weitgehend unbekannt und wichtig für die Klimaforschung. Das Projekt EastGRIP sollte hierzu wichtige Daten beitragen. Doch in diesem Jahr kann kein Wissenschaftler nach Grönland reisen – das Land ist zum Schutz vor dem Coronavirus komplett abgeschottet.
Grönlands Eispanzer ist bekanntlich kein statisches Gebilde. Erst recht nicht der Eisstrom NEGIS (Northeast Greenland Ice Stream), der in Nordostgrönland nahe der Eisscheide beginnt und sich kurz vor der Küste in drei Auslassgletscher aufteilt: Nioghalvfjerds isstrømmen, Zachariae isbræ und Storstrømmen. Schon 500 Kilometer vor der Küste fließt das Eis mit 100 Metern im Jahr. Kein anderer Eisstrom in Grönland entsteht so nah an der Eisscheide. Als Ursache wird Erdwärme vermutet, doch bisher konnten die Forscher nur indirekt die Prozesse unter dem Eis verfolgen. Der Eispanzer ist dort 2550 Meter dick. Mit dem Projekt EastGRIP, auch EGRIP genannt (East Greenland Icecore Project), unter Leitung des dänischen Center for Is og Klima sollte erstmals ein Bohrloch bis hinunter zum Fels gehen und entsprechende Eiskerne gezogen werden.Viele internationale Partner sind daran beteiligt.
Seit 2017 wird in die Tiefe gebohrt
2015 wurde begonnen, die Station an geeigneter Stelle über NEGIS einzurichten. Die Basis dafür bildeten Teile einer Station, die zuvor an anderer Stelle auf dem Eisschild stand. Seit 2017 wird jeweils von April bis August (unter anderem) in die Tiefe gebohrt. Als die letzten Wissenschaftler die EGRIP-Station im August 2019 verließen, war das Loch 2122.42 Meter tief. Es war geplant, dass 2020 der Boden erreicht werden sollte. Dort erhoffte man sich die aufschlussreichen Informationen zum Verständnis dieses Eisstroms. Damit hätte man auch eine bessere Grundlage für Modellberechnungen gehabt, die die Zukunft des grönländischen Inlandeises prognostizieren sollten – einem zentralen Baustein der Klimaforschung. Denn die Hälfte des jährlichen Masseverlustes in Grönland geht auf kalbende Gletscher zurück.
Daraus wird nun nichts. Eine internationale Operation mit zahlreichen und wechselnden Wissenschaftlern, die über Grönlands Flughäfen auf das Eis geflogen werden, ließe sich in Zeiten des Coronavirus nicht durchführen, ohne gleichzeitig die grönländische Bevölkerung einem gesundheitlichen Risiko auszusetzen. Grönland lässt auf absehbare Zeit niemanden einreisen, auch keine Wissenschaftler. Die elf grönländischen Covid-19-Erkrankten sind zwar inzwischen alle wieder gesund, und das Virus hat es offenbar nicht geschafft, sich weit auszubreiten. Es besteht jedoch weiterhin die Furcht vor einem größeren Ausbruch, dem das grönländische Gesundheitssystem nicht gewachsen wäre. Für die Wissenschaft ist dies allerdings ein schwerer Verlust, denn so werden Messreihen unterbrochen und Ergebnisse lassen weiter auf sich warten. (Weitere Quelle: Deutsche Welle).
Eine ähnliche Situation gibt es auf Spitzbergen: Die MOSAiC-Expedition musste ihre Pläne ändern, weil Spitzbergen aktuell nicht als Ausgangspunkt für Flüge zur Polarstern zur Verfügung steht.
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