Island. Die Region um den Öræfajökull in Südisland kommt nicht zur Ruhe. Zwar scheint so schnell kein Vulkanausbruch bevor zu stehen, wie noch vor wenigen Monaten befürchtet. Doch nun droht ein Bergrutsch an der Westflanke, oberhalb des Svínafellsjökull. Der Zivilschutz (Allmannavarnir) rät deshalb Wanderern zu erhöhter Aufmerksamkeit.
Der Öræfajökull ist ein Ausläufer von Islands größtem Gletscher, dem Vatnajökull (Jökull heißt Gletscher). Zu den Gipfeln des vereisten Vulkanmassivs zählt Islands höchste Spitze Hvannadalshnúkur (2110 Meter). Der Svínafellsjökull ist ein kleiner Ausläufer an der Westflanke des Massivs. Er ist in den vergangenen Jahren stark abgeschmolzen, wie andere kleine Gletscher auch. An seinem nördlichen Ende oberhalb des Eises ist nun eine tiefe Spalte entdeckt worden, die mit einer bereits 2014 entdeckten Spalte zusammenhängen könnte, berichtet das isländische Meteorologische Institut (Veðúrstofa). Das Gebiet hat eine Fläche von etwa einem Quadratkilometer. An der früher entdeckten Spalte waren bereits Messungen durchgeführt wurden, sie ist im Laufe eines Jahres um 0,4 bis 1,3 Zentimeter gewachsen.
Wenn sich das Eis zurückzieht, bleiben oft instabile Hänge zurück. Wenn die Sprünge unterirdisch zusammenhängen, so wie die Geologen befürchten, könnte ein riesiges Stück Berg von 60 Millionen Kubikmetern irgendwann hinunterrutschen. Bergrutsche („berghlaup“) kennt man auf Island: Der jüngste war 2007 am Morsárjökull etwas weiter westlich des Svínafellsjökull. Wie RÙV berichtet, umfasste der dreieinhalb bis vier Millionen Kubikmeter und bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von 160 bis 180 Kilometern pro Stunde 1,6 Kilometer weit.
1967 ereignete sich der „Steinsholtshlaup„, wo an der Nordflanke des Eyjafjallajökulls erst 15 Millionen Kubikmeter Berg abrutschten, die dann zunächst in einen Gletscher rutschen. ein Teil davon gemischt mit Eis in einen See, und die Wassermassen schließlich eine Flutwelle im Markarflót auslösten.
Geologe: Sieben Mal so viel Masse wie der Berg Keilir
Der Bergrutsch, der nun passieren könnte, umfasst viel mehr Masse. Um dies zu veranschaulichen, verglich ein Geologe im Fernsehen dies mit dem bekannten Berg Keilir in Reykjanes – „sieben Mal so viel Masse“. Es könnte aber auch sein, dass er stückweise abbricht.
Bekannter als der Svínafellsjökull ist sein Nachbar, der Skaftafellsjökull, nach dem auch das nahe Besucherzentrum des Nationalparks benannt ist (Karte der Region). Dort kann man sich auch über die Wandermöglichkeiten in der Region informieren. Wer demnächst dort unterwegs sein will, sollte sich der Gefahr durch den möglichen Bergrutsch bewusst sein. Aber auch der Vulkan unter dem Öræfajökull schläft nicht, wie fortgesetzte kleine Erdbeben zeigen. Über den aktuellen Stand informieren auch http://www.vedur.is/ und http://www.almannavarnir.is/ teilweise auch auf Englisch.