Die sechs Arbeitsgruppen des Arktischen Rates werden ihre regulären Sitzungen wieder aufnehmen, in virtueller Form. Darauf hätten sich alle Mitglieder geeinigt, hieß es gestern in einer Erklärung des Arktischen Rates. Dies soll bessere Fortschritte in den Arbeitsgruppen ermöglichen. Diese Meldung kommt kurz nach der Ankündigung Russlands, die Zahlungen vorübergehend einzustellen, bis die Arbeit wieder „richtig“ aufgenommen werde.
Zur Erinnerung: Nach Russlands Invasion der Ukraine am 24. 2. 2022 hatten sich die sieben westlichen Staaten zunächst komplett aus dem Gremium zurückgezogen, in dem Russland seit 2021 den Vorsitz hatte. Später wurden einzelne Projekte wieder aufgenommen ohne die Beteiligung Russlands. Im Mai 2023 übernahm Norwegen den Vorsitz von Russland. Das erklärte Ziel des norwegischen Vorsitzes war, den Arktischen Rat am Leben zu erhalten. Im August einigten sich alle acht arktischen Länder darauf, die Arbeit in den sechs Arbeitsgruppen wieder aufzunehmen – in schriftlicher Form. Das erwies sich offenbar als recht mühsam. „Es gibt einfach keinen Ersatz für die Verbindungen und die Kreativität, die bei der Interaktion der Fachleute in Echtzeit entstehen“, wird Patrick Huber zitiert, der Vorsitzenden der Arbeitsgruppe zur Umweltrisiken in der Arktis, (Arctic Contaminants Action Program, ACAP).
Plattform für Umwelt- und Klimaforschung
Insgesamt gibt es sechs Arbeitsgruppen, die sich auf verschiedene Umweltfragen spezialisiert haben, eine Arbeitsgruppe widmet sich der Rettung im Notfall und der Bereitschaft für Umweltkatastrophen. Unter dem Dach dieser internationalen Arbeitsgruppen finden die einzelnen Projekte statt. In den 25 Jahren seiner aktiven Existenz hatte sich der Arktische Rat zu einer einzigartigen Plattform für Umwelt- und Klimaforschung rund um den Nordpol entwickelt, mit der auch viele Fördermittel verknüpft waren. Dem Arktischen Rat gehören nicht nur die acht Staaten am Polarkreis an (Norwegen, Schweden, Finnland, Russland, USA, Kanada, Island und Dänemark/Grönland), sondern auch Vertreter der sechs indigenen Völker der Arktis. Deren Siedlungsgebiete kreuzen oft Ländergrenzen.
Welche Aktivität ist nach Russlands Invasion in der Ukraine noch möglich?
Wie die Arbeit des Arktischen Rates angesichts der aktuellen Situation weitergeführt werden könnte oder sollte, war ein Diskussionsthema auch auf der jüngsten Veranstaltung „Arctic Frontiers“ in Tromsø, wie High North News berichtet. Zumindest von norwegischen Vertretern gab es die klare Aussage, dass die Beteiligung Russlands notwendig ist. “ Wir brauchen die multilaterale Zusammenarbeit, um den Klimawandel zu bekämpfen. Wir brauchen zirkumpolare Daten aus der ganzen Region, um die volle Übersicht zu bekommen, nicht nur aus der halben“, wird die norwegische Vertreterin (Senior Arctic Official) Solveig Rossebø zitiert. Sie betonte dort auch, die Mitgliedschaft im Arktischen Rat sei keine Frage der Wahl, sondern eine Frage der Geographie.
Russland stoppte Mittel
Erst vor zwei Wochen hatte Russland angekündigt, sich aus der Finanzierung zurückzuziehen, solange nicht „richtig“ gearbeitet werde. Da der Arktische Rat nur ein kleines festes Budget für sein Sekretariat in Tromsø hat, ist der Mittelentzug vorerst kein echtes ökonomisches Problem, wurde aber als Warnsignal interpretiert, zum Beispiel von Wissenschaftlerin Jennifer Spence.
Zu der Zeit waren die Verhandlungen darüber, wieder virtuell direkt zusammenzuarbeiten, schon in Gang, wie der Vorsitzende Morten Høglund High North News berichtete. Nun liegt eine Einigung für die Ebene der Arbeitsgruppen vor. Auf der diplomatischen Ebene der Senior Arctic Officials und höher pausiert die Kooperation weiterhin. 2025 soll der Vorsitz turnusgemäß an Dänemark übergehen.
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