Feuer und Zorn im Vindelfjällen

Schweden. Gerechtfertigte Maßnahme gegen einen Schwarzbau im Naturreservat oder ungerechtfertigte Vernichtung einer traditionsreichen  samischen Kote? Die Regionsverwaltung von Västerbotten hatte ein Bauwerk im Naturreservat Vindelfjällen abbrennen lassen. Nach den Flammen tobt nun ein Sturm der Entrüstung über das Verfahren. Darüber berichtete SVTund Sveriges Radio.

Sápmi Flagge

Flagge von Sápmi

Nach Anita Gimvall und der Chronik bei SVT geht die Geschichte der Kote so: Ein Onkel ihres Großvaters baute sie um 1890 am See Stenträsket, Kommune Storuman. 1959 renovierten ihr Vater und ihr Bruder den Unterschlupf im weglosen Gelände. Danach verfiel er, bis Anita Gimvall das Gebäude 2010 modernisierte.

2011 bekam die Regionsverwaltung einen anonymen Hinweis. Nach ihren Unterlagen hat es dort nie ein Gebäude gegeben. Was dort nun stand, galt als Schwarzbau im Naturreservat mit geschütztem Seeufer. Anita Gimvall wurde auferlegt, den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen.

Bei einer Kontrolle 2017 fand die Verwaltung ein anderes Gebäude dort vor, das mehr einer Kote ähnelte. Für Anita Gimvall war damit der frühere Zustand wieder hergestellt. Für die Behörde war es nach wie vor ein illegales neues Gebäude – ein altes hätte Bestandsschutz gehabt. Sie forderte erneut die Beseitigung. Unter Polizeischutz brannten vergangene Woche Beauftragte  der Verwaltung das Bauwerk ab.

SVTs Reporter berichtete von zehn Personen, die vor der Kote Solidarität mit Gimvall äußerten und ihren Protest gegen das Verfahren demonstrierten. Darunter auch der Vorsitzende der Partei der Jagd- und Fischerei-Samen, Håkan Jonsson, der Anita Gimvalls Version bestätigt: Der Unterschlupf sei seit Generationen von den Samen genutzt worden. Er sah darin einen Übergriff gegen jene Samen, die keine Rentiere halten.

Sveriges Radio erinnert daran, dass der schwedische Sameting, die Interessenvertretung des Urvolkes in Nordschweden, bereits 2005 gefordert hatte, dass samische Bauwerke erhalten bleiben und respektiert werden.

Gegen das Abbrennen der Kote kamen inzwischen umfangreiche Proteste aus der samischen Bevölkerung. Die Aktion wurde auch von zwei Seiten beim Justizobmann gemeldet. Ministerin Alice Bah Kuhnke (Miljöpartiet), sowohl für Kultur als auch für die Samen zuständig, äußerte, das Abbrennen sei „unverhältnismäßig“ gewesen. Die zuständige Sachbearbeiterin betonte allerdings, man habe nach geltendem Recht gehandelt. Miljöpartiet-Politiker Jonas Eriksson forderte nun, das Gesetz müsse entsprechend geändert werden.

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