Winter 23/24: Das fennoskandische Kälteloch

Finnland/Schweden/Norwegen. Der April war der elfte Monat in Folge, dessen globaler Durchschnitt der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen war. Das heißt nicht, dass es überall wärmer war: Fennoskandien, also Norwegen, Schweden und Finnland, haben stattdessen ein vergleichsweise kaltes Halbjahr hinter sich. Eine erste Suche nach der Ursache dieses Kältelochs ist gerade bei der Royal Meteorological Society erschienen.

Eiskalt, aber sonnig – hier Gråsjälören, Luleå, im Februar 24.

Schon der Oktober 23 war vergleichsweise kalt und das Eis auf der nördlichen Ostsee legte sich früh. Schneller als sonst, bereits Anfang Januar, war die gesamte Bottenwiek zugefroren. Zwischendurch gab es wärmere Phasen, aber es wurde insgesamt eine lange Eissaison, und obwohl diese langsam zu Ende geht,  sind immer noch mehrere Eisbrecher in der Bottenwiek im Einsatz.

Das Eis-Wachstum war unter anderem gefördert worden von einer massiven Kälteperiode Anfang Januar, mit −44.6°C in Vittangi, Schweden, und −44.3°C am Flughafen Enontekiö, Finnland. Phasenweise wurden sogar Züge gestoppt, weil sie für so tiefe Temperaturen nicht zugelassen waren. Speziell in Mittelschweden und Finnland blieben Orte in dieser Vier-Monats-Periode mehr als 3 °C unter dem Durchschnitt 1991-2020, während große Gebiete Kanadas beispielsweise örtlich mehr als 3°C wärmer als im Durchschnitt derselben Periode waren, so die neue Studie. Insgesamt verglichen mit Temperaturen seit Beginn der Aufzeichnungen in der Region, so schreiben Hauptautor Mika Rantanen vom Finnischen Meteorologischen Institut und sein Team, seien die Temperaturen dieser Viermonatsperiode allerdings nicht auffällig gewesen.

Fennoskandien meist nördlich des polaren Jetstreams

In der nun vorliegenden Studie „The atmospheric ‘cold blob’ over Fennoscandia from October 2023 to January 2024“ werden mögliche Faktoren untersucht, die das Wetter von Fennoskandien in der Periode Oktober 23 bis inklusive Januar 24 beeinflussten. So gab es einen rekord-niedrigen Luftdruck auf Meeresebene und rekord-hohe 300 hPa-Windgeschwindigkeiten. Daraus folgt, dass Strömungen in der Atmosphäre eine starke Rolle bei der Entstehung dieses „Kältelochs“ spielten. Nordeuropa befand sich hauptsächlich auf der nördlichen Seite des polaren Jetstreams. Mit dieser Verschiebung des Jetstreams Richtung Äquator wird auch das El-Niño-Phänomen in Verbindung gebracht.

Größte Kälteabweichung des vergangenen Winters: Finnland und Schweden

Dieses viermonatige „Kälteloch“ über Fennoskandien hat sich inzwischen zu einer sechsmonatigen Periode ausgeweitet, wie Mika Rantanen auf X schreibt: Finnland und Schweden sind die beiden Länder, die in dem Zeitraum Oktober 23 bis inklusive April 24 am stärksten vom Durchschnitt 1991-2020 nach unten abwichen, gefolgt von Island und Norwegen.

Früherer Artikel zum Thema: Neue Kältewelle lässt Ostseeeis erneut wachsen

 

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