Russland. Der älteste Block des AKW auf der Kola-Halbinsel feierte gerade seinen 45. Geburtstag – und erhielt eine Laufzeitverlängerung bis 2033. Darüber berichtete der Barents Observer nach einer Pressemitteilung von Rosenergoatom.
Das Atomkraftwerk Kola (Кольской АЭС), das einzige jenseits des Polarkreises in Europa, besteht aus vier Blöcken vom Typ WWER 440, von denen zurzeit nur zwei am Netz sind. Es liegt am Imandra-See südlich von Murmansk, etwa 100 Kilometer von der finnischen Grenze entfernt. Block 1, der älteste, ist gerade für eine umfangreiche Modernisierung abgeschaltet, Block 4 gilt nur noch als Reserve. Block 1 wurde 1973 kritisch und sollte eigentlich nur bis 2003 laufen, erinnerte der Barents Observer bereits im April. Und daran, dass die IAEA in einem Report von 1992 rund 100 Sicherheitsmängel an den Reaktoren des Typs WWER 440/230 feststellte. Dazu gehören die Blöcke 1 und 2 in Kola. Sie wurden damals aufgerüstet. Inzwischen sind sie die einzigen dieses Typs, die noch in Betrieb sind, alle anderen, darunter das Kernkraftwerk in Greifswald, sind inzwischen abgeschaltet. Die aktuellen Arbeiten an Block 1 sollen die Sicherheit weiter verbessern, sodass das Werk bis 2033 laufen kann – doppelt so lange wie ursprünglich geplant.
Atomphysiker Nils Bøhmer von der norwegischen Umweltorganisation Bellona sagte zum Barents Observer, er sei sehr besorgt über diese Laufzeitverlängerung. Auch wenn es einige Verbesserungen gebe, so werde dieser veraltete Reaktor niemals die heutigen Sicherheitsstandards erreichen können.
Russland hat auch weitergehende Atompläne: In Murmansk wird gerade die Akademik Lomonosov, ein schwimmendes Atomkraftwerk, fertig ausgerüstet für einen Einsatz auf der Tschuktschen-Halbinsel. Russland ist allerdings nicht das einzige Land im Norden, das weiter auf Atom setzt. Norwegen hatte nie Atomkraftwerke und will nun auch seinen Forschungsreaktor in Halden abschalten. Schweden hat immerhin Barsebäck – gegenüber Kopenhagen – komplett vom Netz genommen, in Ringhals, Oskarshamn und Forsmark laufen aber Blöcke weiter. Und Finnland hat nicht nur alte Reaktoren in Olkiluoto und Lovisa in Betrieb, sondern auch zwei neue Projekte: Olkiluoto 3 von Areva und Siemens machte bereits wegen Verspätung, Baumängeln und erhöhter Kosten Schlagzeilen und soll voraussichtlich in 2019 in Betrieb gehen. In Pyhäjoki südlich von Oulu laufen zwar schon die vorbereitenden Bauarbeiten, mit einer Baugenehmigung für den Reaktor wird zurzeit aber erst 2020 gerechnet. Hier kooperieren finnische Unternehmen (wieder) mit Rosatom.
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