Wem nützen 12 Millionen Dollar Projektmittel aus den USA für Grönland?

Grönland. Einem geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul, heißt es. Aber wenn es 12,1 Millionen Dollar aus den USA sind? Die grönländische Regierung hat gestern erklärt, sie werde das US-amerikanische Angebot über Projektmittel in dieser Höhe annehmen. Die Opposition in Grönland ist kritisch.

Grönland Flagge

Die grönländische Flagge Erfalasorput („Unsere Flagge“). Archivfoto Thomas Christiansen

Im August 2019 diskutierte die ganze Welt über Donald Trumps Kaufabsichten für Grönland. Grönland sei nicht zu verkaufen, aber offen für Handel und Zusammenarbeit – so lautete damals die Antwort des grönländischen Premierministers Kim Kielsen. Und dieser Weg wird nun offenbar beschritten. Wie die Regierung (Naalakkersuisut) erklärte, sollen die Mittel in Projekte fließen, die Grönland wirtschaftlich etwas nützen: die Rohstoffbranche, Tourismus und Bildung. „Es wird erwartet, dass die Mittel vor allem als Beraterdienste implementiert werden, sowie durch existierende Programme des amerikanischen Außenministeriums“, heißt es in der Mitteilung des Naalakkersuisut. Die 12,1 Millionen Dollar werden also nicht einfach überwiesen.

Opposition ist kritisch

Grönländische Oppositionsparteien haben sich bereits kritisch geäußert: „Wir sollten uns daran erinnern, dass das Interesse der USA an unserem Land in ihren Interessen begründet ist, nicht in unseren“, so beispielsweise Múte B. Egede, Vorsitzender der größten Oppositionspartei Inuit Ataqatigiit zu Sermitsiaq. Zwei Parteikolleginnen, Mimi Karlsen und Sofia Geisler, werden noch konkreter: Die grönländische Regierung möge erklären, welchen Vorteil diese Mittel haben und sich das Eigentum an dem Wissen sichern, das durch die amerikanischen Experten gesammelt werde. Die beiden gehen davon aus, dass die USA sich damit eigentlich nur selbst helfen und zentrales Wissen über Grönland erwerben wollen.

Nicht der erste Verdacht auf Beeinflussung

Spätestens seit Trumps Kaufofferte ist das strategische Interesse der USA an Grönland offensichtlich. Seitdem werden amerikanische Mittel auf der Insel auch kritischer beäugt. So waren 2019 zwei Mitarbeiter des staatlichen grönländischen Senders KNR auf US-Kosten für 12 Tage in die USA gereist. Es sei garantiert worden, dass der Geldgeber keinen Einfluss auf die Arbeit nehme, so KNR. Damit verstieß der Sender dennoch gegen das Gesetz, entschied die juristische Abteilung der Regierung im Januar 2020. Denn die Aussendung von gesponserten Radio- und Fernsehprogrammen ist bei KNR nicht erlaubt. Der grönländische Blogger Qarsog Høegh-Dam hatte sich an dem unkritischen Material gestört und dazu ein Video veröffentlicht. Alle Sendungen wurden aus der Mediathek entfernt, auch die Texte im Internet. Letztere wurden zwar von den Paragrafen nicht erfasst. Trotzdem wollte KNR nicht den Verdacht aufkommen lassen, sie seien von den USA gekauft.

Zeigt Corona-Krise Grönländern den Wert des Wohlfahrtsstaates?

Welche Chancen hat die US-amerikanische Charmeoffensive? Der dänische Journalist Martin Breum glaubt, dass die USA  Grönland niemals Dänemark ersetzen können – selbst wenn das Land einmal unabhängig werde. Das schreibt er in einem Artikel für Altinget. Gerade in der Corona-Krise hätten die Grönländer gezeigt, wie wichtig ihnen ihr Wohlfahrtssystem sei. Die Maßnahmen seien ähnlich gewesen wie in Dänemark: Man habe versucht, die Schwächsten zu schützen, und sei damit erfolgreich gewesen. Außerdem basiere das Gesundheitssystem auf dem engen Austausch mit Dänemark und die personelle Unterstützung durch dänisches Fachpersonal.

Die Corona-Krise dürfte auch dafür sorgen, dass aus den angekündigten Projekten so schnell nichts wird: Ins coronafreie Grönland darf aktuell niemand einfach einreisen.

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