Vorbereitung unzureichend: Tromsø-Politiker gegen Atom-U-Boote

Tromsø (Norwegen). Kann Tromsø  amerikanischen Atom-U-Booten das Anlegen verweigern? Gerüchteweise soll das erste bereits im Mai kommen, aber die Kommune fühlt sich nicht ausreichend vorbereitet. Zwei Drittel der lokalen Abgeordneten lehnen einen U-Boot-Empfang zum jetzigen Zeitpunkt deshalb ab. Am Montag lädt das Verteidigungsministerium zu einer Informationsveranstaltung ein.

USS Seawolf

USS Seawolf an der norwegischen Küste vor Tromsø im August 2020. Foto US Navy

Einblick in alle relevanten Bereitschaftspläne. Notfallausrüstung muss vor Ort sein. Der Einsatz im Notfall muss geübt werden. Alle relevanten Planungen müssen im obersten Gremium der Kommune behandelt werden. So lauten die Bedingungen, die die Volksvertreter von Tromsø in ihrem jüngsten Beschluss an ein Anlegen von Atom-U-Booten im Hafen von Tønsnes knüpfen. Denn bisher fühlen sie sich nicht ausreichend vorbereitet. Sicherheitshalber lassen sie auch prüfen, inwieweit sie diese Zustimmung verweigern können. Tromsø gehört zu den norwegischen Häfen, die alliierte Schiffe akzeptieren müssen.

Tromsø, genauer der Industriehafen Grøtsund in Tønsnes etwas abseits des Zentrums, soll künftig US-amerikanischen Atom-U-Booten die Möglichkeit bieten, anzulegen, Mannschaft zu tauschen oder Proviant zu laden. Seit der Schließung der Basis Olavsvern vor Tromsø und dem Verkauf 2013 fand dies auf See statt. NATO-U-Boot-Aktivitäten im hohen Norden haben jedoch wieder zugenommen. Laut dem norwegischen Strahlenschutz sind es 30-40 Anläufe im Jahr. Und die US-Marine wünschte sich wieder einen festen Anlegeplatz weiter nördlich. Bisher wird dafür nur Haakonsvern bei Bergen genutzt.

Beschluss in Tromsø ohne Auswirkungen

Verteidigungsminister Frank Bakke-Jensen nennt den Beschluss der Kommune gegenüber NRK „amateurmäßig“. Es sind die norwegischen Streitkräfte, die den Aufenthalt eines reaktorgetriebenen Marinefahrzeugs im Küstenbereich oder Hafen genehmigen. Der Beschluss in Tromsø wird auf die Pläne der NATO-Alliierten deshalb keinen Einfluss haben.

Tromsø von oben

Tromsø und Fahrwasser vom Storsteinen aus gesehen. Tønsvik liegt rechts außerhalb des Bildes.

Es gab eine Demonstration dagegen, und auf Nordnorsk Debatt wird heiß diskutiert. Mit bisher vorgelegten Risikoanalysen sind viele nicht zufrieden, unter anderem, weil das Krankenhaus auf Tromsøya dort überhaupt nicht berücksichtigt wird. Wie schnell das Krankenhaus aber lahmgelegt werden kann, erlebte Tromsø im Herbst 2019 beim Brand eines russischen Trawlers.

In der Debatte wird unter anderem die Frage aufgeworfen, warum nicht Olavsvern wieder in Betrieb genommen wird. Bakke-Jensens eigener Beitrag lässt darauf schließen, dass es hier um finanzielle Gründe geht: Indem der Industriehafen genutzt wird, entstehen den norwegischen Streitkräften keine festen Kosten. Lediglich die Bewachung während eines Aufenthalts müsse sichergestellt sein. Für das U-Boot zahle das Herkunftsland eine Hafengebühr, die die Kosten der Hafengesellschaft für die Anpassungen decke.

Waffen an Bord?

Zu den häufigen Fragen gehört auch die nach der Bewaffnung der U-Boote, die sich dann im Fjord vor Tromsø bewegen würden. In den Unterlagen, die zur Infoveranstaltung vorab ins Netz gestellt wurden, wird auf die Bratteli-Doktrin von 1975 verwiesen: Danach dürfen fremde Kriegsschiffe keine Atomwaffen an Bord haben, wenn sie einen norwegischen Hafen anlaufen. „Die norwegischen Behörden setzen darauf, dass sowohl alliierte als auch andere Atommächte diese Bedingung akzeptieren.“

Früherer Artikel zum Thema: Hafen in Tromsø wird für amerikanische Atom-U-Boote vorbereitet

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