Unfälle auf den Färöer: Touristen zu leichtsinnig?

Färöer. Immer mehr Touristen kommen auf die Färöer, angelockt von Bildern mit wilden Felsformationen und spektakulärer Aussicht.  Möglicherweise unterschätzen einige diese Natur: „Es sterben mehr in den Bergen als im Verkehr“, lautete jüngst eine Schlagzeile bei kvf.fo,  wo allerdings keine genauen Zahlen genannt werden.

Helikopter

Helikopter sind ein beliebtes Verkehrsmittel zwischen den Inseln – aber auch im Notfall gefragt. Foto Thomas Christiansen

Dass man Unfälle und das damit verbundene Leid mit entsprechenden Maßnahmen verhindern kann, haben die Färinger beim Straßenverkehr bewiesen: Das vergangene Jahr verlief sogar ohne einen einzigen Todesfall. Dafür haben andere Gefahrenquellen zugenommen. Die Noteinsätze des Hubschrauber-Rettungsdienstes haben sich  fast verdoppelt: Sie holen Touristen, die in den Bergen Probleme bekommen haben. Waren es vor drei, vier Jahren noch um die 50 derartige Fälle im Jahr, so seien es 2018 fast 100 gewesen, heißt es bei kvf.fo.

Und nicht immer gehen solche Geschichten gut aus. Im Juli 2017 stürzten zwei Mitglieder einer Gruppe  auf Eysturoy zehn Meter tief in eine Schlucht ab, einer starb, einer wurde schwer verletzt. Im Juli 2018  meldeten Medien den Tod eines 29-Jährigen, der auf Kalsoy bei Trøllanes mehr als 300 Meter tief den Berg hinabgestürzt war. Zwei weitere schwere Stürze endeten glücklicherweise nur mit Verletzungen.  Ein 29-jähriger Österreicher verschwand vor zwei Wochen auf Fugloy und wurde trotz umfangreicher Suchaktion nicht gefunden.

Nehmen manche Touristen Sicherheit nicht ernst genug?

Landschaft

Wilde Landschaft – hier beim Dorf Gjógv auf Eysturoy. Foto Jan Steffen

Manche Unfälle sind einfach Pech. Manche Reisende verhielten sich aber auch nicht den Bedingungen entsprechend, so ein Landwirt bei kvf.fo. In einem Fall hatten er und weitere Einheimische eine Gruppe Touristen von einem Berg heruntergeholt, wo sie bei sehr schlechtem Wetter gecampt hatten. Bei einer anderen Gelegenheit seien zwei Touristen bei schlechtem Wetter zu einem Gipfel unterwegs gewesen – das konnte er verhindern.

Tourguide Pól Sundskarð berichtet ebenfalls dort, er sehe jeden Tag unterwegs Leute, die das Thema Sicherheit beim Bergwandern nicht ernst genug nähmen.  Dabei geht es vor allem um Strecken jenseits der üblichen Wege. Er wünscht sich einen „Time out“ dafür, bis die Inseln eine bessere Struktur aufgebaut haben.

Färöer immer beliebter

Das dürfte ein Wunsch bleiben: Die Färöer werden als Touristenziel zunehmend beliebt – und dazu dürften auch die verlockenden Bilder der Faroe-Islands-Kampagnen beitragen.  Insbesondere die Zahl der Flugreisenden geht steil nach oben, allerdings inklusive der Einheimischen. 2018 waren es 377 813 Ankommende und Abfliegende, 10,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der  Schiffspassagiere liegt stabil bei rund 50 000.

Die Entwicklung auf Island gilt bei den Färingern eher als abschreckendes Beispiel, selbst für Guðrið Højgaard, Chefin von Visit Faroe Islands. Man wolle sich nur entwickeln, um zu bewahren, was vorhanden sei, sagte sie zu The Telegraph. Andere sind kritischer gegenüber der aktuellen Entwicklung. Das britische Blatt verweist auf das färöische Wetter – wer zuviel Tourismus fürchte, habe darin einen natürlichen Verbündeten.

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