Pyhäjoki (Finnland). Die Planung des Atomkraftwerks auf der Halbinsel Hanhikivi in Pyhäjoki hat schon viele Krisen hinter sich. Nun ist es erneut in der Diskussion: Immer mehr Stimmen verlangen eine Neubewertung des Projekts, weil eine Tochterfirma der staatlichen russischen Rosatom beteiligt ist. Darüber berichtete Yle.
Dass Russland die beiden Separatistenrepubliken Donezk und Lugansk anerkannte, obwohl dadurch internationales Recht verletzt wird, hat gestern weitreichende Reaktionen ausgelöst – unter anderem den Stopp der Zertifizierung für Nord Stream 2. Nicht erst seit gestern gibt es in Finnland auch Kritik an der Zusammenarbeit mit RAOS, einer Tochterfirma von Rosatom, die die Reaktortechnik liefern soll. Diese war eingestiegen, nachdem die deutsche EON das Projekt verlassen hatte. Für das geänderte Konzept gab es 2014 zwar eine Mehrheit in der damaligen Mehrparteienregierung, die Grünen stiegen aber danach aus – wegen Atomkraft im Allgemeinen und dem Risiko einer Kooperation mit einer russischen Staatsfirma im Besonderen. Auch die Ministerin der schwedischen Volkspartei und mehrere der Sozialdemokraten stimmten damals dagegen. Damals hatte Russland gerade die Krim annektiert.
Rosatom-Tochter hält 35,8 Prozent an Fennovoima
Zu den Vorgaben für das Kraftwerk Hanhikivi gehört, dass mindestens 60 Prozent der Betreiberfirma Fennovoima in finnischer Hand sein müssen. Dies wird erfüllt durch Voimaosakeyhtiö SF, dem Zusammenschluss der finnischen Teilhaber, darunter Outokumpu, Fortum und viele lokale Energieversorger. Es war schon schwierig, genügend zu finden. RAOS hielt 34 Prozent, seit kurzem 35,8 Prozent, nachdem ein Teilhaber seine Anteile an sie verkauft hat. Schon zuvor haben Teilhaber versucht, auszusteigen, weil sie nicht mehr an einen Erfolg des Unternehmens glauben, fanden aber keine Abnehmer ihrer Anteile.
Auf der Halbinsel Hanhikivi ist in den vergangenen Jahren schon massiv gebaut worden – alles außer dem Reaktor, für den noch keine Baugenehmigung vorliegt. Die Pläne werden unter der Kontrolle der finnischen Strahlensicherheitsbehörde erarbeitet, und die Zusammenarbeit war nicht immer zufriedenstellend. Das Projekt ist bereits vier Jahre verspätet. In diesem Monat soll der Bauantrag komplett sein.
Neubewertung der Sicherheit gefordert
Es ist zu erwarten, dass spätestens im Genehmigungsverfahren das Thema Sicherheit nicht nur in Bezug auf den Strahlenschutz umfangreicher diskutiert werden wird als in den Jahren zuvor. Es gab auch bereits Forderungen des Verteidigungsministeriums nach einer Analyse, inwieweit man sich mit der russischen Technik von Russland abhängig mache.
Finnland hat ein Strom-Defizit
Zurzeit kann Finnland seinen Strombedarf nicht einmal an windigen Tagen allein decken. Es ist abhängig von den Stromlieferungen der Nachbarländer Schweden und Norwegen über den nordischen Strommarkt sowie aus Russland (Übersicht auf Fingrid, gesamter Norden Statnett). Finnland hat auf Atomkraft gesetzt und seine Windkraft in der Vergangenheit weit weniger ausgebaut als beispielsweise Schweden und Dänemark – das ändert sich gerade.
Das Atomkraftwerk Olkiluoto 3 liefert bis heute keinen Strom ins Netz. Beim ersten Probebetrieb hätte sich noch Änderungsbedarf ergeben, so die Mitteilung der Betreiberfirma TVO. Ende Februar soll die Stromproduktion beginnen. Im Juli soll es dann mit voller Kraft laufen. Nach der ursprünglichen Planung sollte es 2009 ans Netz gehen.
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