Spitzbergen: Winter war schlecht für Küstenrentiere

Spitzbergen (Norwegen). Der vergangene Winter war schlecht für die Rentiere an der Küste Westspitzbergens. Das meldete das norwegische Polarinstitut. Bei der jährlichen Wiege-Aktion waren die Tiere leichter als sonst, weniger weibliche Tiere waren trächtig – und viele GPS-Sender liegen inzwischen still. Die Küstenrentiere haben ein Problem mit warmen, feuchten Wintern.

Spitzbergen

 Spitzbergen-Rentiere. Foto Thomas Christiansen

Der Rentierbestand auf der Brøggerhalbinsel, also rund um Ny Ålesund, wird schon seit 1978 überwacht. Seit 2014 werden dazu jedes Jahr auch Tiere auf der Brøggerhalbinsel und den isolierten Ebenen Kaffiøyra und Sarsøyra eingefangen,  gewogen und wieder freigelassen, einen Teil davon mit GPS-Sendern versehen. Vom schlechten Ergebnis in diesem Frühjahr waren die Forscher selbst überrascht: „Wir hatten den Winter für ziemlich normal für die Küstenrentiere gehalten, aber die Wetterdaten zeigen, dass es bis zu doppelt soviel Niederschlag gab wie normal“, so Rentierforscherin Åshild Ønvik Pedersen. So schlecht sei der Zustand der Rentiere in dem Bereich seit dem Ausnahmewinter 1993/94 nicht mehr gewesen.

Kein Nachwuchs bei zu mageren Muttertieren

An schlimmsten war der Zustand der weiblichen Tiere auf Kaffiøyra. Das Durchschnittsgewicht erwachsener weiblicher Tiere dort betrug 36,5 Kilogramm. Zum Vergleich: Forschung auf Nordenskiöld Land ergab, dass ein weibliches Rentiere mindestens 50 Kilogramm wiegen sollte, um erfolgreich Nachwuchs zu bekommen. Daten zeigen allerdings auch, dass die weiblichen Tiere an der Küste oft leichter sind.

Der Verzicht auf Nachwuchs ist eine Methode der Natur, um wenigstens das Überleben eines Muttertieres bis zum kommenden Jahr zu sichern. So reguliert sich auch der Bestand an den vorhandenen Möglichkeiten.

Besonders schlecht waren die Überlebenschancen zuletzt offenbar auf Kaffiøyra: Alle fünf Muttertiere und vier der fünf Kälber, die dort einen GPS-Sender erhalten hatten, sind vermutlich tot, die Sender melden keine Bewegung mehr.

Anpassung an Klimawandel schwierig

Der Beitrag des Polarinstituts nennt mehrere Gründe dafür, warum es den Küstenrentieren so schwer fällt, sich an die Bedingungen im Klimawandel anzupassen:

  • Spitzbergen hat sich seit den 1970er Jahren um 3-5 Grad erwärmt. Das heißt, insbesondere in den tiefen Lagen fällt jetzt häufiger Regen, wo früher Schnee war. Gefriert dieser Regen, versiegelt das Eis den Boden und die Tiere kommen nicht mehr an Futter.
  • Mehr Niederschläge kann auch viel Schnee heißen, der vor allem an der Küste fällt, was die Nahrungssuche ebenfalls erschwert.
  • Wenn die Fjorde nicht ausreichend zufrieren, haben die Rentiere auch wenig Chance, sich neue Futterplätze zu suchen, wenn die alten nichts taugen.
  • Längere, wärmere Sommer mit guten Ernaährungsmöglichkeiten haben auf die Küstenrentiere bisher nicht so positiv gewirkt wie in Zentral-Spitzbergen.

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