Island. Der isländische Künstler Odee hat sich einen mächtigen Feind gemacht: den Fischereikonzern Samherji. Gegen Samherji laufen bekanntlich Ermittlungen wegen Bestechung und Betrug in Namibia, besser bekannt als „Fishrot Files„. Odee tat, was seiner Meinung nach der Konzern hätte tun sollen: Sich bei Namibia entschuldigen. Nun hat ihn der Konzern verklagt. Darüber berichteten RÚV und Odee selbst bei LinkedIn.

Ausschnitt aus dem Screenshot der Aktionsseite von Odee, inzwischen nicht mehr online.
Die Geschichte über Samherji kam ans Licht dank eines Whistleblowers und WikiLeaks in Kooperation mit verschiedenen Medien. In Namibia gab es bereits erste Urteile, doch auf Island laufen die Untersuchungen schleppend – und der zeitweise suspendierte Geschäftsführer ist wieder im Amt. Odees „Entschuldigung“ war Teil einer Kunstaktion: Der Künstler, der eigentlich Oddur Eysteinn Friðriksson heißt, hatte unter anderem eine Webseite in Großbritannien auf den Namen Samherji registriert, auf der groß „We’re sorry“ zu lesen war. Außerdem verschickte er weltweit Pressemitteilungen. Zuerst war nicht bekannt, wer hinter der Aktion stand – aber Samherji machte klar, dass die Entschuldigung nicht vom Unternehmen kam und leitete rechtliche Schritte ein. Die Internetseite wurde geschlossen. Der Konzern verklagt nun Odee wegen Verstoß gegen das Marken- und Urheberrecht und hat eine einstweilige Verfügung erlassen – mithilfe eines Gerichts in London, und ohne dass der Künstler dort anwesend sein konnte. Odee sieht dies als Zensur der Kunst und sammelt Geld, um dagegen vorgehen zu können.
In Tradition der Yes Men
Die Aktion von Odee steht in bester Tradition der Yes Men, die sich beispielsweise im Namen des Chemiekonzerns für die Katastrophe von Bhopal entschuldigten. 3500 Menschen waren dort gestorben, aber Union Carbide, später ein Teil von Dow Chemical, wollte keine Verantwortung dafür übernehmen. Die Yes Men lancierten einen „Dow-Pressesprecher“, der es schaffte, dass die Nachricht um die Welt ging, bevor sie als Fake aufflog.
Mehr zur Crowdfunding-Aktion für Odees Gerichtskosten gibt es hier.
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