Island. Immer noch kämpft Island mit der dritten Covid-Welle. Schafbauern am Skagafjörður, Nordisland, traf gerade noch eine andere Seuche: Scrapie. Diese ist zwar nicht auf Menschen übertragbar, aber alle betroffenen Herden müssen komplett getötet werden. Im aktuellen Fall handelt es sich voraussichtlich um 2000 Tiere.
Scrapie, isländisch Riða, ist eine unheilbare, tödlich verlaufende Krankheit der Gehirns bei Schafen. Sie wird durch fehlgebildete Proteine (Prionen) hervorgerufen, zerstört die Nervenzellen und geht mit Juckreiz einher. Unter Schafen ist sie hochansteckend. Die Prionen überleben aber auch lange auf Oberflächen und im Boden. Deshalb gelten drastische Vorschriften für solche Ausbrüche.
Nachdem die Tiere getötet wurden, muss der gesamte Hof gereinigt werden und der Bauer darf zwei Jahre lang keine Schafe halten. Danach kann er Tiere aus einem unbelasteten Bestand aufnehmen. Der Handel mit gesunden Tieren von anderen Höfen in dem Bereich über die Bezirksgrenzen hinaus bleibt längerfristig verboten. In dem jetzt betroffenen Gebiet auf der Halbinsel Tröllaskagi am Skagafjörður hatte es seit 20 Jahren keinen Ausbruch gegeben. Der erste Fall fiel auf einem großen Hof mit 800 Tieren auf. Inzwischen hat sich der Verdacht auch bei drei weiteren Betrieben bestätigt. Insgesamt sind 2000 Schafe betroffen.
Das Ziel: Scrapie auf Island ausrotten
In den 1970er Jahren war Scrapie dabei, sich auf Island sehr auszubreiten. Mit den ersten Maßnahmen dagegen wurde 1978 begonnen, 1986 wurden die Maßnahmen verschärft und sind bis heute in Kraft. Das Ziel ist, Scrapie auf Island auszurotten. Tatsächlich sanken die Zahlen und es gab auch schon Jahre ganz ohne Scrapie. Da der Erreger jedoch extrem widerstandsfähig ist, hat er bisher überlebt. Die Inkubationszeit kann sogar mehrere Jahre dauern.
Der isländische Film „Hrútar“ von Grimur Hákonarsson, deutscher Titel „Sture Böcke“, zeigt, was das Urteil „Scrapie“ für Schafbauern bedeutet – auch wenn im Film die skurrilen menschlichen Züge im Vordergrund stehen. Der Film eröffnete 2015 die Nordischen Filmtage. Im Zentrum stehen zwei Brüder, beide Schafzüchter, die nicht mehr miteinander reden. Doch als beim einen Scrapie festgestellt wird und beide ihre Zucht opfern müssen, eine alte, wertvolle Rasse, raufen sie sich zusammen.
Die Zahl der Schafe sinkt auf Island, zuletzt waren es noch gut 415 000 Tiere. Sie werden zum einen wegen des Fleisches, aber auch wegen der Wolle gehalten – einem der beliebtesten isländischen Exportprodukte.
Mehr zu Schafwolle: