Schweden: Neues Publikum im Fjäll

Schweden. Wo lässt sich besser Abstand halten als in der Natur? Das dachten sich auch viele Schweden und machten erstmals Urlaub im Fjäll. Für Hüttenwirte schafft der unerwartete Andrang in Coronazeiten neue Herausforderungen. Und nicht alle Besucher beherrschen die Grundregeln am Berg.

Kebnekaise Fjällstation

Kebnekaise Fjällstation

Weniger ausländische Touristen, weniger ältere erfahrene Bergwanderer, aber mehr junge Leute – dieses Fazit zieht die Leiterin von Kebnekaise Fjällstation gegenüber Norr Media. Die Station am Fuße des höchsten Bergs Schwedens ist eine der größeren. Insgesamt unterhält der schwedische Touristenverein (Svenska Turistföreningen, STF) 44 Übernachtungshütten im Fjäll. In diesem Jahr galt wegen Corona: Übernachtung nur mit Vorbuchung. Das hatten allerdings nicht alle mitbekommen, wie SVT berichtet. Auf der besonders beliebten Strecke Abisko-Nikkaluokta, dem nördlichen Kungsleden, sind deshalb nun weniger Betten vorab buchbar, damit es nicht zu eng wird. Soweit möglich, sollen nicht verschiedene Gesellschaften einen Raum teilen.

Viele Wanderer setzten gleich auf das Zelt. Das entspannt zwar die Bettensituation, aber nicht die in den Serviceräumen. Dort wurden deshalb teilweise Zeitbegrenzung eingeführt, damit es in der Küche nicht zu Gedränge kommt.

Schlecht vorbereitete Neu-Zelter

Über manche Neu-Zelter wunderte sich die Leiterin der Kebnekaise Fjällstation: Sie ließen ihre Zelte samt nasser Kleidung und Essensresten einfach zurück. Früher habe man am Ende der Saison in der Umgebung der Station vielleicht vier, fünf verlassene Zelte gefunden. Schon jetzt sei ihr Team bei der dreifachen Anzahl. Sie vermutet dahinter Leute die eigentlich etwas anderes für den Sommer geplant hatten und statt dessen nun schlecht ausgerüstet und schlecht informiert auf Bergtour gegangen seien.

Keine Müllabfuhr auf dem Kebnekaise

Kebnekaise

Wenn der Kebnekaise ruft.

Dabei lockt der Kebnekaise als höchster Berg Schwedens zum Abenteuer. Etwa 10 000 Menschen jährlich versuchen sich am Aufstieg, auch in diesem Jahr. Ein Foto aus der alten Hütte nahe des Gipfels sorgte vor Kurzem für Aufmerksamkeit: Es zeigt viele leere Flaschen, einen Berg Verpackungsmüll und Essensreste. STF teilte dieses Bild auf Instagram mit dem Kommentar: „Wir wollen daran erinnern, dass es keine Müllabfuhr in den Bergen gibt“. Ein STF-Team hat die Nothütte nun gereinigt – eine mühsame Wanderung mit vollen Tüten. Das Phänomen sei leider nicht neu und nicht auf den Kebnekaise beschränkt.

Wanderer, die noch eine Hand frei haben und sich nützlich machen wollen, können im Kebnekaise-Gebiet gratis Mülltüten aus Behältern an den Wegen entnehmen. Freiwillige Müllsammler werden in der Fjällstation zu „fika“ – Kaffee mit Gebäck – eingeladen.

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Schwedens Fjäll 2020: Hütten vorbuchen, mit Schnee rechnen

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