Sápmi. Die samische Wahrheitskommission in Schweden hatte gestern ihre erste große Veranstaltung auf der samischen Woche in Umeå. Aufgabe der Kommission ist es, das Unrecht gegenüber den Samen in der Vergangenheit zu dokumentieren. Vergleichbare Kommissionen gibt es auch in Norwegen und Finnland, bisher mit unterschiedlichen Erfahrungen.
Das Prinzip einer Wahrheits- und Versöhnungskommission beruht darauf, dass Unrecht ans Licht gebracht und benannt werden soll, als erster Schritt für einen Dialog und einen zukünftigen Weg zur Versöhnung. Berühmtestes Beispiel ist die südafrikanische Wahrheits- und Versöhnungskommission nach dem Ende der Apartheid. Die nordischen Kommissionen haben alle eine etwas unterschiedliche Struktur und Zielsetzung.
Norwegen hat bereits 2018 eine „Sannhets- og forsoningskommisjon“ eingerichtet, die die Folgen der „Fornorskningspolitik“ und weiteres Unrecht unter die Lupe nehmen soll – nicht nur gegenüber den Samen, sondern auch gegenüber den Kvenen und Norwegenfinnen. Nach aktuellem Stand hat die Kommission 370 persönliche Geschichten gesammelt. Corona hatte die Arbeit allerdings zeitweise stark erschwert, deshalb hat die Kommission nun um Verlängerung gebeten und diese auch bewilligt bekommen. Der Bericht an das norwegische Parlament wäre im September fällig gewesen und soll nun am 1. Juni 2023 abgeliefert werden.
Probleme in Finnland: Wer ist eigentlich Same?
Schweden und Finnland gaben im Herbst 2021 fast gleichzeitig grünes Licht für eine samische Wahrheitskommission. In Finnland hatte diese Kommission im Februar die Arbeit aufgenommen. Im Mai traten zwei der fünf Kommissionsmitglieder zurück, und statt neuen Mitgliedern entschied sich die Mehrheit der Kommission im August für eine Pause. Im Oktober wurde die Arbeit wieder aufgenommen.
Doch aktuelle Konflikte der Samen mit dem finnischen Staat sind nicht gelöst: Im kommenden Jahr sind Wahlen zum Sameting in Finnland, aber es ist immer noch nicht für alle Seiten zufriedenstellend geregelt, wer darüber bestimmt, wer als Same zählt – zurzeit ist dies der finnische Staat, nicht der Sameting. Bei einer Protestaktion traten nun zahlreiche Samen mit verklebtem Mund auf, wie Yle berichtete. In dieser Frage herrschte schon in früheren Regierungen keine Einigkeit. Die finnische Premierministerin Sanna Marin entschuldigte sich jüngst bei den Samen dafür, dass die versprochene Reform immer noch nicht durchgeführt sei. Geplant ist sie noch für diesen Herbst.
In Schweden war es bisher noch ruhig um die „Sanningskommission“, die von Kerstin Calissendorf geleitet wird. Die Tornedalfinnen haben eine eigene Wahrheitskommission. Bei der jüngsten Veranstaltung auf der samischen Woche in Umeå – samisch Ubmeje – stellte sich die samische Kommission zunächst vor, nimmt aber auch schon Anmeldungen entgegen, wenn jemand etwas erzählen möchte. Auch beim Wintermarkt in Jokkmokk im Februar wird die Kommission sich präsentieren.
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