Schweden: Demnächst Ärger von der EU wegen A-Traktoren?

Schweden. „Ein Fahrzeug, das es nicht geben sollte“ – so nennt ein Polizist gegenüber SVT die sogenannten A-Traktoren, und so sieht es voraussichtlich auch die EU, die gerade Schweden um Aufklärung gebeten hat. Mehr als 50 000 schwedische Jugendliche ab 15 Jahren sind anderer Meinung und fahren ein solches Fahrzeug – alte Pkw, gedrosselt auf 30 km/h.

A-Traktor Ausschnitt

Es sind manchmal durchaus große Fahrzeuge, die im zweiten Leben als A-Traktor herumfahren.

Das sind die Vorschriften für A-Traktoren: Sie dürfen nicht schneller fahren als 30 km/h, sie dürfen keine Rückbank haben und sie müssen ein großes, rotes, dreieckiges Schild am Heck führen, damit nachfolgende Fahrzeuge gewarnt sind. Um sie zu fahren, ist lediglich ein Mopedführerschein (AM) notwendig, der ab 15 Jahren erworben werden kann. Früher gab es noch besondere Anforderungen für den niedrigsten Gang, denn die ursprünglichen Modelle dieser Fahrzeugklasse waren tatsächlich eine Art „Traktoren“. Das wurden jedoch 2020 aufgehoben. Damit wurde es einfacher und billiger, einen alten Pkw so umzubauen, dass er den Kriterien eines „A-Traktors“ entsprach und von Jugendlichen gefahren werden durfte – und die Fahrzeugzahlen schossen in die Höhe. Als Folge auch die Unfälle.

Jugend-Subkultur

A-Traktoren sind zu einer Art Jugend-Subkultur im eher ländlichen Raum mit einzelnen Schwerpunkten geworden, wie eine interaktive Grafik von SVT zeigt. Das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln ist dort meist schlecht, der Verkehr insgesamt nicht so stark, außer auf einzelnen Hauptverkehrsadern. Hochburgen sind Åsele, Vilhelmina und Dorotea in Västerbotten, gemessen an der Fahrzeugzahl pro Einwohner (mehr als 2 pro 100 Einwohner). Spitzenreiter in Norrbotten ist Piteå, sowohl in der Gesamtzahl (564) als auch an Fahrzeugen pro Einwohner (1,3 pro 100). Man sieht die Fahrzeuge tagsüber vor den Schulen und  abends auf dem zentral gelegenen Parkplatz des Nolia-Geländes.

Vorschriften sollen verschärft werden

Als Folge der zunehmenden Unfälle will die schwedische Verkehrsbehörde nun die Vorschriften verschärfen. Wie bei anderen Pkw auch soll man dort nun Gurte verwenden müssen, sie sollen Winterreifen benutzen müssen, die Führerscheinausbildung soll besser darauf abgestimmt werden und es soll schwerer werden, die Tempodrosselung zu manipulieren. Bei Kontrollen werden immer wieder solche Fälle entdeckt – nicht alle sind so krass wie der, wo ein A-Traktor mit 160 km/h vor der Polizei flüchtete, oder der, wo einer mit 170 km/h im Winter von der Straße abkam und sich überschlug.

Laut SVT könnte die EU diese speziell schwedische, sehr pragmatisch verwendete Fahrzeugklasse schon im kommenden Jahr verbieten. Allerdings ist Schweden bisher auch mit anderen Sonderregelungen durchgekommen – zum Beispiel dem Snus-Verkauf.

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