Spitzbergen (Norwegen). 36 Genbanken von mehreren Kontinenten deponierten gestern Samenpakete im Saatgutspeicher auf Spitzbergen. Nie zuvor kamen so viele Institutionen gleichzeitig zu der international als Svalbard Global Seed Vault oder auch Doomsday Vault bekannten Einrichtung. Insgesamt liegen dort nun mehr als eine Million beschrifteter Pakete von 85 Instituten.
Die Hoffnung hinter dem gewaltigen Saatgutlager im frostigen Norden ist, dass diese genetische Vielfalt helfen kann, Hungersnöte zu vermeiden – wenn Umweltbedingungen sich ändern oder die Vorräte im Lager vor Ort vernichtet wurden. Die Bewahrung der genetischen Vielfalt von Nutzpflanzen, Nutztieren und ihrer nahen wilden Verwandten ist auch ein Nachhaltigkeitsziel der UN. Es soll dieses Jahr erfüllt werden, als ein Teilziel zur Abschaffung des Hungers. Norwegens Premierministerin Erna Solberg und ihr Amtskollege aus Ghana, Nana Addo Dankwa Akufo-Addo, leiten diese UN-Arbeitsgruppe und waren bei der großen Einlagerung auf Spitzbergen anwesend.
Svalbard Globale frøhvelv, wie es auf Norwegisch heißt, wurde 2008 eröffnet und wird finanziert vom norwegischen Landwirtschaftsministerium. Die Lagerung von Saatgut ist kostenlos. Betrieben wird es vom Nordischen Zentrum für Genressourcen und dem Global Crop Diversity Trust. Zu denen, die gestern zum ersten Mal Saatgut dort deponierten, gehörten die Cherokee Nation (USA), das Institut National de la Recherche Agronomique (Marokko), das deutsche Julius Kühn Institut und Baekdudaegan National Arboretum aus Südkorea.
Nicht nur Saatgut lagert auf Spitzbergen
Das markante Gebäude am Rand von Longyearbyen hat seit seinem Umbau auch ein Besucherzentrum. Es ist allerdings nicht der einzige Ort auf Spitzbergen, wo wertvolle Dinge aufbewahrt werden. In einer stillgelegten Grube hat sich das Arctic World Archive eingerichtet. Dort werden Daten entgegengenommen, die auf PiqlFilm gespeichert sind, einer speziell für lange Zeiträume entwickelten Technologie der norwegischen Firma Piql. Das Archiv wurde im März 2017 eröffnet. Dort lagern inzwischen in digitaler Kopie eine Sammlung zum norwegischen Volksglauben, eine Dokumentation der Europäischen Raumfahrtbehörde zum ersten Weltraumstart 1991, historische thailändische Aufzeichnungen aus der Zeit um 700 sowie Material aus der Vatikan-Bibliothek, inklusive einer Unterschrift von Galileo Galilei.
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