Nach dem Saatgut kommen jetzt auch Daten nach Spitzbergen

Spitzbergen. Vor zehn Jahren öffnete der „Welt-Saatgut-Tresor“ auf Spitzbergen, besser bekannt unter dem Namen Svalbard Global Seed Vault. Fast 900 000 Saatgutproben lagern dort inzwischen. An dieser Idee orientiert sich auch das neue „Arctic World Archive“ für die Lagerung von Daten, ebenfalls auf Spitzbergen.

Svalbard Global Seed Vault

Svalbard Global Seed Vault. Foto Bjoertvedt/ CC BY -SA 3.0

Hintergrund der Saatgut-Lagerung ausgerechnet auf dem abgelegenen Spitzbergen war bekanntlich die Idee, dass der Permafrost schon für einen Großteil der Kühlung sorgen würde. Notfalls würde sich das Saatgut dort auch ohne Kühleinrichtung länger halten als anderswo. Von außen ist nur der Eingang zu sehen, die eigentliche Lagerstätte befindet sich 100 Meter tief in einem Berg und 130 Meter über dem Meeresspiegel. Natürlicherweise herrschen minus 3 bis 4 Grad. Diese werden in dem bereits benutzten Raum auf minus 18 Grad heruntergekühlt. Von den drei Hallen ist nun die erste mit knapp 900 000 von 1,5 Millionen möglichen Proben gefüllt. Betreiber ist Nordgen, eine gemeinsame Einrichtung der nordischen Länder zur Bewahrung der biologischen Vielfalt. Partner dabei ist der Global Crop Diversity Trust (Welt-Treuhandfond für Kulturpflanzenvielfalt).

Seed Vault innen

Global Seed Vault, innen. Foto Dag Endresen/ CC BY-SA 3.0

Das in Spitzbergen lagernde Saatgut kommt von sämtlichen Kontinenten und ist jeweils die „Sicherheitskopie“ für die in Forschungsinstituten lagernde Genvielfalt – gedacht für den äußersten Notfall, was der Anlage auch den Namen „Doomsday Vault“ und „Arche Noah“ einbrachte. Dieser Notfall ist in Syrien bereits eingetreten: Weil das  International Centre for Agricultural Research in Dry Areas (Icarda) in Aleppo 2015 wegen des Krieges praktisch nicht mehr zugänglich war, baten die Wissenschaftler um die Rückgabe von Proben aus Spitzbergen. Sie wurden nun in ein Institut im Libanon gebracht.

Bei der Anlage in Spitzbergen wird im Jubiläumsjahr mit dem Bau eines neuen Eingangsgebäudes und eines Servicezentrums begonnen. Damit will man das Problem eindringenden Wassers in den Griff bekommen. Anders als erwartet fror das Gebiet um den Zugangstunnel nach der Fertigstellung nicht wieder dauerhaft ein, auch extremer Starkregen setzte der Einrichtung zu. Spitzbergen gehört zu den Gebieten, in denen die Durchschnittstemperaturen schneller steigen als anderswo (siehe auch Spitzbergen: 85 Monate über dem Temperatur-Durchschnitt ). Auf das weiter innen lagernde Saatgut habe dies keine Auswirkung gehabt, und die Bauarbeiten würden dies ebenfalls nicht tun, so die Versicherung des Betreibers und Statsbygg, der staatlichen norwegischen Immobilienbehörde, die für die Anlage auf Spitzbergen zuständig ist.

Der Schrei

Edvard Munch: Der Schrei. Foto ibiblio.org

In die Fußstapfen des Saatguttresors soll nun auch das  „Arctic World Archive“ treten. Ein norwegisches Unternehmen, Piql mit Sitz in Drammen, hat eine Technologie entwickelt, die Daten als QR-Codes auf Film bannt. In dieser Form können sie gelagert werden, ohne ständig neu kopiert werden zu müssen. Dafür wird ein alter Kohlegruben-Schacht genutzt. Auch der Vorläufer des Saatguttresors, damals allein für die nordischen Länder, hatte in der Kohlegrube begonnen, wegen des teilweise hohen Kohlenwasserstoff-Gehalts in der Luft baute man schließlich aber einen komplett neuen Schacht.

Die ersten Daten wurden nun eingelagert: Wie das Unternehmen mitteilte, lagern nun unter anderem eine Digitalversion von Edvard Munchs „Der Schrei“, Manuskripte des Vatikans und nationale Schätze aus Brasilien auf Film in Spitzbergen.

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