Rätsel um weniger Kabeljau – Quote erneut gesenkt

Norwegen. Der Kabeljaubestand in der Barentssee schrumpft trotz gesunkener Quoten – und bisher konnten die Forscher keinen Grund dafür finden. Die Quote für 2024 wurde deshalb erneut um 20 Prozent abgesenkt. Der Bestand der Lodde hat sich dagegen positiv entwickelt. Festgelegt wurden die neuen Quoten für die Barentssee im neuen norwegisch-russischen Fischereiabkommen.

Kabeljau

Kabeljau. Foto Kjartan Mæstad, Havforskningsinstituttet

Geir Huse, Forschungsdirektor des norwegischen Meeresforschungsinstituts, hätte die Quote am liebstem um 37 Prozent gesenkt, so berichtet er NRK. Dagegen steht jedoch die Regel, dass zur Sicherheit der Fischer nur maximal 20 Prozent auf einmal gekürzt werden dürfen. Bereits in den beiden vergangenen  Jahren wurde die Quote jeweils um das maximal Mögliche gesenkt. 2024 dürfen insgesamt noch 460 427 Tonnen Kabeljau gefangen werden. Davon sind jeweils 21000 Tonnen Küstenkabeljau, die nur von norwegischen bzw. russischen Kuttern gefangen werden dürfen. 62 179 Tonnen des wandernden Kabeljaus gehen an dritte Länder. Den Rest der Quote teilen sich Norwegen und Russland.

Immer weniger junger Kabeljau

In den vergangenen 10 Jahren habe man immer weniger Jungfische gesehen, berichtet Huse gegenüber NRK. Deshalb müsse die Quote weiter abgesenkt werden. Eine eindeutige Ursache für den Niedergang, trotz immer weiter gesenkter Quoten, sei bisher nicht gefunden worden. In der Diskussion seien folgende Theorien:

  • Schlechterer Zugang zu Plankton als Nahrung für den Nachwuchs, da sich die Meeresströme verändern
  • Laichen an anderen Stellen mit schlechteren Bedingungen
  • Möglicherweise mehr Raubtiere
  • Wärmeres Wasser – Kabeljau zieht nach Norden

Gut erholt hat sich dagegen die Lodde, im Übrigen eine wichtige Beute auch für den Kabeljau. Im vergangenen Jahr hatte das russische Forschungsschiff bei der Bestandserfassung einen Defekt, weshalb die Quote mit Vorsicht gesetzt worden war. In diesem Jahr sei die Datengrundlage und der Bestand gut, so das Meeresforschungsinstitut in einer Pressemitteilung. Deswegen wurde die Quote für Lodde verdreifacht. Auch die Quoten für Schellfisch, Schwarzen Heilbutt und Tiefenrotbarsch sind Teil des Abkommens.

Quotenrat ohne ICES

Russland ist seit dem Angriff auf die Ukraine aus dem Internationalen Rat für Meeresforschung ausgeschlossen. NATO-Mitglied Norwegen hat sich den Sanktionen der EU gegen Russland weitestgehend angeschlossen und fast alle Kooperationen beendet. Zu den wenigen, die aufrechterhalten werden, weil sie als notwendig eingeschätzt werden, gehört die Fischereikooperation in der Barentssee. Diese Kooperation besteht seit den 1970er Jahren und soll Überfischung verhindern. Bestandsdaten werden vom norwegischen Meeresforschungsinstitut (Havforskningsinstitutt) in Tromsø und dem russischen Pendant in Murmansk erhoben. Die gemeinsame Empfehlung dient normalerweise als Grundlage für die Festsetzung der Quoten durch ICES.

Zurzeit wird die Quote für die Barentssee von den norwegischen und russischen Experten ohne ICES, aber nach denselben Methoden festgelegt. Der Zugang russischer Fischkutter zu norwegischen Häfen ist inzwischen begrenzt worden, die drei wichtigsten, Tromsø, Båtsfjord und Kirkenes, dürfen allerdings noch angelaufen werden.

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