Norwegen/Russland. Die Kabeljauquote in der Barentssee soll im kommenden Jahr um 20 Prozent gesenkt werden. Damit soll ein weiteres Schrumpfen des Bestands aufgehalten werden. Das berichtete das norwegische Meeresforschungsinstitut. Erstmals wurde die Empfehlung allein durch ein norwegisch-russisches Gremium ermittelt. Denn Russland ist bekanntlich wegen des Angriffs auf die Ukraine aus ICES ( Rat für Meeresforschung) ausgeschlossen worden. ´
NATO-Mitglied Norwegen hat sich den EU-Sanktionen zwar angeschlossen, die Fischerei-Zusammenarbeit ist davon aber ausgenommen. Die beiden Anlieger der Barentssee begannen bereits im Kalten Krieg mit einer Kooperation über die Blockgrenzen hinweg. Seit 1965 gibt es gemeinsame Expeditionen, um den Bestand von Kabeljau und anderen Fischen möglichst gut zu erfassen und entsprechend wissenschaftlichen Rat zu geben. Partner des norwegischen Havforskningsinstitutt (HI) ist das russische VNIRO (früher PINRO) in Murmansk. Diese Zusammenarbeit will Norwegen bisher auch nicht aufgeben, denn der Fisch halte sich nicht an Landesgrenzen. Ohne Kooperation ließen sich keine zuverlässigen Annahmen zum Bestand treffen. Fischerei ist ein enormer Wirtschaftsfaktor in Norwegen. Zur Kooperation gehört aber auch, dass russische Trawler norwegische Häfen weiter anlaufen können, während andere russische Schiffe unter die Sanktionen fallen.
Quote erneut um 20 Prozent gekürzt
Bereits im Vorjahr war die Kabeljau-Quote um 20 Prozent gesenkt worden. Nach den geltenden Regeln ist es nicht möglich, mehr als 20 Prozent zu senken, damit die Fischer eine Stabilität haben. Nun wird die Quote also für 2023 erneut um 20 Prozent gesenkt. Es dürfen noch 566 784 Tonnen Kabeljau insgesamt in der Barentssee gefangen werden. Das ist die niedrigste Quote seit 2009. 2013 hatte der Kabeljau ein Spitzenjahr mit einem Bestand an geschlechtsreifen Tieren von 2,3 Millionen Tonnen. Davor war der Bestand Jahrzehnte niedriger gewesen. Seit 2013 sinken sie Zahlen auch wieder, und damit die Quoten. Der Kabeljaubestand in der Barentssee sei immer noch groß und wichtig, aber nicht mehr „abenteuerlich“ gut, so ein Wissenschaftler des Meeresforschungsinstitutes. Voraussichtlich werde es im kommenden Jahr noch eine weitere Absenkung der Quote geben.
Bilaterale Empfehlung statt ICES
Der Weg zur bilateralen Quotenempfehlung sei gut verlaufen und wissenschaftlich verankert, so der Forschungsdirektor des norwegischen Institutes, Geir Huse. Der Hintergrund dazu sei aber sehr traurig. Er hoffe jedoch, dass dies die Ausnahme bleibe und zukünftig wieder mit ICES zusammengearbeitet werden kann.
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