Arktis. Plastikverschmutzung ist in der Arktis schon ähnlich hoch wie an anderen Orten, obwohl dort nur wenige Menschen leben. Dabei gibt es bestimmte Strömungswege, in denen sich das Material besonders anreichert. Das Plastik aus Europa kann irgendwann vor der amerikanischen Küste landen – oder immer im Kreis treiben. Gerade sind zwei neue Studien veröffentlicht worden, die sich Plastik und Mikroplastik in der Arktis annehmen.
Ein Team um Hauptautor Mats Huserbråten vom norwegischen Meeresforschungsinstitut hat den Weg des Mikroplastiks in einem Modell simuliert und mit Messungen abgeglichen. Danach geht ein Hauptweg des Plastiks von den großen europäischen Flüssen entlang Norwegen, durch die Barentssee, entlang Nowaja Semlja in die Laptewsee, mit der Transpolardrift Richtung Framstraße und Grönland bis zum nordamerikanischen Kontinent. Es gibt aber auch einen Strom, der von Norwegen aus die Abkürzung südwestlich von Spitzbergen Richtung Framstraße nimmt. Und es gibt den Strom, der sich von der Framstraße aus wieder Norwegen zuwendet. Das Material bleibt so einem arktischen Plastik-Kreislauf erhalten. Die Studie „Trans-polar drift-pathways of riverine European microplastic“ ist in Scientific Reports erschienen.
Weitgereistes und arktisches Plastik
Einen genaueren Blick auf die Herkunft dieses Plastiks und was damit in der Arktis passiert, liefert die neue Übersichtsstudie des Alfred-Wegener-Institutes von Hauptautorin Melanie Bergmann mit internationaler Beteiligung. So treibt ein großer Teil des Plastiks zwar aus bevölkerten Regionen in die Arktis, doch auch die Fischerei liefert einen signifikanten Anteil – sowohl des sichtbaren als auch des Mikroplastiks. An den Stränden von Spitzbergen stammten 27 bis 100 Prozent der Plastikfunde aus der Fischerei. Weitere Quellen in der Arktis selbst sind offene Mülldeponien, wo der Wind Plastik wegwehen kann, sowie Mikrofasern von Textilien im Abwasser, das in kleinen Orten oft unzureichend oder gar nicht gereinigt wird, bevor es im Meer landet.
Von den Tieren der Arktis wird das Plastik als oder mit der Nahrung aufgenommen, in verschiedenen Größen, zum Beispiel von Fischen und Vögeln. Das hat negative Auswirkungen für deren Gesundheit. 70 Prozent des Walross-Kots auf Spitzbergen enthielt Mikrofasern größer als 1 Mikrometer. Mit den Plastikteilen geraten auch Chemikalien und ihre Zerfallsprodukte in die Arktis. Tiere können sich außerdem in größere Plastikteile verwickeln und daran sterben. Plastik kann aber auch als „Floß“ für Arten dienen, die daran haften und in neue Lebensräume vorstoßen.
Rückkopplung zum Klimawandel?
Die Studie geht auch auf Auswirkungen der Plastikverschmutzung ein, die den Klimawandel befördern könnten. Denn es gibt Hinweise darauf, dass Mikroplastik auch den Eisbildungsprozess und die Albedo beeinflusst. Hier bestehe dringender Forschungsbedarf, so Hauptautorin Melanie Bergmann vom AWI. Die Studie „Plastic Pollution in the Arctic“ ist in Nature Reviews Earth and Environment erschienen.
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