Kiruna (Schweden). Dass die Bewohner aus Kirunas Zentrum umziehen müssen, ist bekannt. Für einige muss es nun noch schneller gehen: Die Bergbauschäden sind stellenweise schon größer als erwartet. Größer als erwartet ist aber auch die Menge Erz, die in Kiruna noch zu holen ist, berichtete gerade die Bergbaufirma LKAB.
Schon länger gibt es Sprünge im Gebäude der Hjalmar-Lundbohm- Schule und es ist nicht sicher, ob sie noch so lange hält, bis das Ersatzgebäude im neuen Zentrum von Kiruna fertig ist. Nun gibt es Sprünge in weiteren prominenten Zentrumsgebäuden: im gelben Haus „Berlinmuren“ und in „Snusdosan“, dem höchsten Haus im Zentrum, beide einst gezeichnet von Architekt Ralph Erskine. Ursprünglich hieß es, die Bewohner könnten noch bis zum 31. August in ihren Wohnungen bleiben. Nun sollen sie sobald wie möglich ausziehen. Alle Gebäude dieses Viertels sind bereits von LKAB aufgekauft.
Wohnungsalternativen sind knapp
In Kiruna herrscht schon lange massiver Wohnungsmangel: Als unklar war, was mit der Stadt passieren würde, wurden keine gebaut. Nun sind bereits viele neue Häuser entstanden, im neuen Zentrum ebenso wie in Luossavaara. Doch es reicht nicht wirklich aus, um den Bedarf zu decken. Bauen in Kiruna ist außerdem teurer als anderswo, weil es vor Ort kaum Personal gibt und die angereisten Arbeitskräfte auch noch teuer untergebracht werden müssen. Das ist kein leichter Ausgangspunkt, um noch schneller Leute auszuquartieren.
Größere Erzreserven in Kiruna, Malmberget und Svappavaara
Während das alte Zentrum also Stück für Stück der Grube zum Opfer fällt, hat die Bergbaustadt Kiruna insgesamt weiter eine Zukunft: Nach intensiven Prospektierungen im vergangenen Jahr hat LKAB nun mitgeteilt, dass noch bis 2046 Erz über das aktuelle Hauptniveau abgebaut werden kann. Ein neuer Erzkörper, das „Per Geijer“-Vorkommen, wurde nördlich der Stadt entdeckt. Erstmals wurde auch der vorhandene Gehalt von Metallen Seltener Erden mit ausgewiesen. Sie sind dort in Apatit gebunden, ebenso wie Phosphor. Damit gäbe es die Chance, diese gefragten Rohstoffe in einer Grube mit abzubauen, die es ohnehin schon gibt. Auch in den anderen LKAB-Gruben, in Malmberget und Svappavaara, reichen die Erzvorkommen noch länger als bisher berechnet. In einem weiteren Projekt will LKAB Phosphor und Seltene Erden-Metalle aus seinem Grubenabfall gewinnen.
Im vergangenen Jahr machte LKAB einen riesigen Gewinn aufgrund der hohen Erzpreise. Der schwedische Staat als Eigentümer erhält davon rund 1,24 Milliarden Euro. LKAB muss als Verursacher der Schäden auch den Umzug des Stadtzentrums bezahlen.
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