Neue Lizenzen: Norwegens Regierung hofft auf noch mehr Öl

Norwegen. Vergangene Woche eröffnete Ölministerin Sylvi Listhaug  gemeinsam mit Premierministerin Erna Solberg Norwegens vermutlich drittgrößtes Ölfeld Johan Sverdrup in der Nordsee. Nun verteilte sie 69 Probebohr-Lizenzen für bereits erforschte Gebiete, in der Hoffnung auf neue Funde. 13 dieser Lizenzgebiete liegen in der Barentssee. Umweltverbände sind empört. 

Johan Sverdrup Equinor

Ölbohrplattform Johan Sverdrup. Foto Ole Jørgen Bratland/ Equinor

„So lange die Welt Öl und Gas braucht, wird Norwegen mit  dabei sein, das zu produzieren“, zitiert Aftenposten die Ölministerin. Außerdem: „Weltuntergangsprophezeihungen von Umweltorganisationen und einzelnen politischen Parteien zum baldigen Tod der Ölbranche sind übertrieben“. Listhaug gehört der rechten Fremskrittspartiet an. Sie betont außerdem, die Ölproduktion auf dem norwegischen Sockel, sei mit vergleichsweise geringen Emissionen verbunden – würde man dies anderen Ländern überlassen, stiegen die Emissionen.

0,67 Kilogramm CO2 pro Fass – Verbrauch nicht mitgezählt

In der Tat wird das neue Feld Johan Sverdrup von Betreiber Equinor als besonders emissionsarm beworben: Laut Angaben des norwegischen Staatskonzerns kostet die Förderung nur 0,67 Kilogramm CO2 pro Fass. Der Durchschnitt auf dem norwegischen Sockel liege bei 8 Kilogramm, der weltweite Durchschnitt sogar bei 18 Kilogramm CO2. Bei der Ausbeutung von Johan Sverdrup kann nämlich auf bestehende Strukturen und Landstrom zurückgegriffen werden, und der kommt in Norwegen aus Wasserkraft, zunehmend auch aus Wind. Da ist allerdings der spätere Einsatz des Öls nicht mitberechnet, denn der findet ja im Ausland statt. Equinor geht davon aus, dass Johan Sverdrup 50 Jahre lang liefern wird. Der Verbrauch dieses Öls, so hat ein norwegischer Klimaforscher ausgerechnet, entspreche jährlich 40 Prozent aller norwegischen Klimagase.

Andere Bedingungen in der Barentssee

Barentssee

Zu Goliat (Öl) und Snøhvit (Gas) soll nun auch Johan Castberg kommen: Förderaktivitäten in der Barentssee. Karte mit Hilfe von stepmap.

Die Vorteile fertiger Infrastruktur gibt es in der Barentssee nicht, wo das Feld Johan Castberg ausgebeutet werden soll – dann Norwegens nördlichste Förderung überhaupt. Equinor setzt hier auf eine schwimmende Produktionsplattform, von dort aus soll das Öl direkt auf den Markt gehen. Equinor rechnet mit einem Start 2022 und gibt aktuell eine Dauer von 30 Jahren an. An diesem Projekt wurde sehr lange gefeilt, bis man eine Lösung hatte, die wirtschaftlich sein soll. Die schwedische Ölgesellschaft Lundin hat gerade ihre Pläne für eine Ölforderung dort in der Nähe auf Eis gelegt – offenbar erwiesen sich die Vorkommen Alta und Gohta nicht als groß genug, um zu investieren.

Lundin versucht allerdings weiter sein Glück in der Barentssee und hat bei der jüngsten Lizenzrunde gemeinsam mit Partner drei Lizenzen dort erhalten. Vier gingen an Equinor als Betreiber, an einem fünften Projekt ist Eqhinor beteiligt. Ein weitere großer Akteur in der Barentssee ist Vår Energi, der 2018 vollzogene Zusammenschluss aus Eni Norge  und Point Resources. Vår Energi betreibt bereits Goliat, die bisher einzige Ölplattform dort.

Umweltverbände verklagen Norwegen

Greenpeace Protest

Greenpeace-Aktivisten protestieren 2017 während der Probebohrungen von Statoil (heute Equinor) in der Barentssee. Foto Nick Cobbing/Greenpeace

Vier Umweltverbände haben gemeinsam den norwegischen Staat wegen der Ölförderung in der Barentssee verklagt (Klimasøksmål)Greenpeace Norwegen, Natur og Ungdom (Jugendorganisation für Naturschutz), Besteforeldrenes klimaaksjon (Klimaaktion von Großeltern) und Naturvernforbundet, der norwegischen Naturschutzbund. Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hatte den Umweltpreis des Nordischen Rates mit Verweis auf die norwegische Ölforderung abgelehnt. Den Preis der privaten norwegischen Stiftung Fritt Ord („Freies Wort“) nahm sie an und spendete das Geld (umgerechnet rund 25 000 Euro) für die Kosten dieses Klimaprozesses.

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