Norwegischer Heilbutt: Das Rätsel vom Ytre Sklinnadjup

Norwegen. Für Liebhaber des atlantischen Heilbutts gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Der Heilbutt an der norwegischen Küste ist weiterhin genießbar, lediglich Exemplare über zwei Meter sollten zurück ins Meer. Die schlechte: Im Ytre Sklinnadjup querab von Rørvik/Brønnøysund gibt es eine Zone, in der Heilbuttfang verboten ist. Die Fische haben dort einen extrem hohen Quecksilbergehalt – und niemand weiß, warum.

Heilbutt

Atlantischer Heilbutt vor der norwegischen Küste. Foto Joachim S. Müller, CC BY-NC-SA 2.0

Der atlantische Heilbutt ist ein Raubfisch, der bis zu 60 Jahre alt und sehr groß werden kann – besonders die weiblichen Tiere. Es wurden schon Exemplare über drei Meter Länge und mit mehr als 300 Kilogramm gefangen. Das beste Essen sind diese allerdings nicht. Leider sind die Meere heute so verschmutzt, dass sich Umweltgifte auch in Fischen finden. Und in den großen, alten Heilbutten reichern sich diese Umweltgifte aus ihrer Nahrung an, ähnlich wie beim auf den Färöer so beliebten Pilotwal. Seit Oktober 2017 müssen deshalb in Norwegen alle Heilbutte über zwei Meter zurück ins Meer geworfen werden. Möglichst so, dass sie weiterleben, aber auch die toten. Eigentlich soll man schon Tiere ab 40 Kilogramm nicht mehr essen und möglichst schonend wieder zurück ins Meer lassen.

Zu viel Quecksilber in Heilbutt aus dem Ytre Sklinnadjup

Heilbutt Ytre Sklinnadjup

Die eckige Grenze markiert die Heilbuttfang-Verbotszone am Ytre Sklinnadjup. Rote Punkte zeigen die Fangorte für die Untersuchung an. Quelle: Havforskningsinstituttet

Im Ytre Sklinnadjup zwischen 65 und 66 Grad Nord wurden 2017 besonders belastete Exemplare gefunden. Deswegen wurde das Gebiet dort für jede Art von Heilbuttfang gesperrt. In den darauf folgenden Jahren wurde das Gebiet untersucht und nach der Ursache geforscht. Das norwegische Meeresforschungsinstitut hat nun die Auswertung der Fänge von 2019 veröffentlicht. Insgesamt 93 Heilbutt-Exemplare wurden im Laufe der Saison für die Forschung gefangen – 17 in oder nahe der Verbotszone, der Rest in unterschiedlichen Gebieten an der norwegischen Küste zwischen Ålesund und Bodø. Das Ergebnis: 53 Prozent der Heilbutte aus dem Ytre Sklinnadjup und direkt angrenzend hatten höhere Quecksilberwerte, als es für den Verzehr in Norwegen zugelassen ist. Außerdem hatten sie einen hohen Gehalt an Umweltgiften wie Dioxine und PCB, in einem Fall auch über dem Grenzwert. Dies betraf nicht nur die großen Fische. Weiter entfernt vom Ytre Sklinnadjup – ob nördlich, südlich oder näher an der Küste – waren die Werte viel niedriger.

Nach wie vor ist unklar, warum die Fische aus diesem Gebiet so stark belastet sind. Bodenproben konnten dazu bisher keine Hinweise geben. Die Suche nach der Ursache wird aber fortgesetzt. Die Grenzen der Heilbuttfang-Verbotszone sollen noch etwas ausgeweitet werden, da man auch daran angrenzend noch belastete Fische gefunden hatte.

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